Macht die Farbe den Sieger? – Die Farbpsychologie der Fußball-Trikots
- Marco Heibel
Nachdem Jürgen Klinsmann im Jahr 2004 zum Bundestrainer ernannt wurde, war eine seiner ersten Maßnahmen, der Nationalmannschaft ein rotes (Zweit-)Trikot zu verpassen. Damit wollte er jedem klarmachen, dass sich etwas verändert hat im deutschen Fußball. Zugleich wollte er mehr Aggressivität ausstrahlen. Denn dafür steht die Farbe Rot wie keine zweite.
Farbpsychologie: Wofür stehen die Farben Rot, Blau und Weiß?
Dass es zwischen der Trikotfarbe und den Ergebnissen auf dem Platz einen Zusammenhang gibt, legen mehrere internationale Studien nahe. Die Durham University (Großbritannien) hat im Jahr 2008 herausgefunden, dass Fußballmannschaften in roten Trikots häufiger gewinnen. Da mag durchaus etwas dran sein, immerhin laufen mit dem FC Bayern München und Manchester United zwei Rekordmeister der großen vier Ligen in rot auf, und auch der amtierende Europameister Spanien trägt rot.
Die Erklärung: Die Farbe Rot steht für Schnelligkeit, Aggressivität, Dominanz und Entschlossenheit. Diese Eigenschaften sollen nicht nur auf den Träger abfärben, sondern schüchtern angeblich auch den Gegner ein.
Bereits drei Jahre zuvor waren Forscher der Universität Münster zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen; allerdings nahmen sie Taekwandokämpfer statt Fußballspieler unter die Lupe. Auch hier war das Resultat, dass die Sportler mit den roten Brustpanzern häufiger gewannen als die Gegner in blau. Die Erklärung: Die Farbe Rot hinterlasse bei den Schiedsrichtern, die im Kampfsport letztlich für die Punktevergabe zuständig sind, einen besseren Eindruck. Kämpfer in Rot werden wohl als aktivere Sportler wahrgenommen.
Blaue Trikots: Die zweitbeste Farbe für Teamsportler
Chelsea London, Schalke 04, die italienische und französische Nationalmannschaft: Viele erfolgreiche Clubs und Nationen haben überwiegend blaue Trikots. Glaubt man den Erkenntnissen der Farbpsychologie, ist Blau immerhin die zweitbeste Lösung für ein Trikot. Demnach steht Blau nämlich für einen guten Teamgeist und Zusammenhalt – was im Hinblick auf die Minusleistung insbesondere der Franzosen bei der WM 2010 eher ein schlechter Scherz zu sein scheint.
Weiße Trikots: Passiv und defensiv?
Die bisherigen Erkenntnisse der Farbpsychologie sind ja ganz nett, und es mag auch etwas dran sein. Doch wenn man sich der Farbe Weiß widmet, kann man die Sinnhaftigkeit der Farbpsychologie bei Trikots auch in Frage stellen. Denn diese assoziiert Weiß mit Passivität, Zurückhaltung und sogar Ängstlichkeit.
Angesichts der Tatsache, dass mit Real Madrid der erfolgreichste Fußballclub der Welt seit Jahr und Tag ganz in Weiß aufläuft und auch die deutsche und die englische Nationalmannschaft weiße Trikots tragen, beißen sich irgendwie mit dieser These. Zumindest was die Engländer angeht, ist an der Theorie vielleicht doch etwas dran…