Die grüne Hölle - Nordschleife Nürburgring Domenik auf Pixabay

Die grüne Hölle - Nordschleife Nürburgring

  • Nils Borgstedt
Angst und Faszination, Freude und Leid - bei kaum einer Rennstrecke im Motorsport liegen diese Gefühle so nah beieinander wie bei der Nordschleife des Nürburgrings. Willkommen in der grünen Hölle!

20,832 Kilometer Asphalt, 73 Kurven und bis zu 18 Prozent Steigung, damit droht die Nordschleife des Nürburgrings. Besonders tückisch und gefährlich wird die Strecke durch ihre Unübersichtlichkeit, seltene Kiesbetten in den Kurven und teilweise steil abfallende Hänge hinter der Fahrbahnbegrenzung. Jetzt wisst Ihr, warum der dreimalige Formel-1-Weltmeister Jacky Stewart den „Ring“, wie die Nordschleife häufig genannt wird, einst als „grüne Hölle“ bezeichnete.
Landschaftlich gestaltet sich die Strecke beinahe wie eine Landstraße. Es geht durch Wälder und vorbei an Dörfern. Allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Das ganze passiert bei Tempo 190 und mehr. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beim Streckenrekord, den Stefan Bellof 1986 mit einem 956er Werks Porsche aufstellte, betrug 194 km/h. Er benötigte 6 Minuten und 25 Sekunden für die knapp 21 Kilometer.

400 Todesopfer seit Bestehen der Strecke


Einer, der die Nordschleife von ihrer brutalsten Seite kennen gelernt hat, ist vor kurzem 60 geworden: Niki Lauda. Der Österreicher wäre 1976 beinahe in seinem Ferrari verbrannt, als er nach einem Fahrfehler durch die Streckenbegrenzung gerauscht ist und sein Auto in Flammen aufging.

Viele andere hatten weniger Glück. Bisher hat der Nürburgring bereits 400 Tote gefordert, von den zahlreichen zerstörten Autos ganz zu schweigen. Laudas Unfall führte dazu, dass der Ring 1977 seine Lizenz für die Formel 1 verlor. Um die Motorsportkönigsklasse wieder in die Eifel zu holen, wurde 1984 die neu gebaute Südschleife als Strecke eingeweiht. Weitere Motorsportereignisse wie das 24h-Rennen finden auch heute noch auf der Nordschleife statt.

Taxifahrt auf dem Nürburgring


Wer den Mythos Nordschleife einmal am einigen Leib erfahren und mit der Tachonadel um die Wette zittern will, dem bieten sich verschiedene Möglichkeiten. Zum einen kann man den Nürburgring mit dem eigenen Fahrzeug entlang fahren. Einzige Vorraussetzung: Mindestgeschwindigkeit 60 km/h. Vorsicht ist allerdings geboten, denn nicht selten ist das Auto nach einer Fahrt nicht mehr im selben Zustand wie noch beim Start – und Schäden werden von der Versicherung in der Regel nicht übernommen. Eine Reparatur könnte das Startgeld von 75 Euro für vier Runden erheblich in die Höhe treiben. Die Runden können aber über das ganze Jahr verteilt gefahren werden.

Die zweite Möglichkeit, sich den Nürburgring zu Gemüte zu führen ist eine „Taxi-Fahrt“. Als Co-Pilot lässt man sich im Renntempo über den Ring chauffieren und lernt die Strecke so als wahre Rennstrecke kennen. Für 195 Euro könnt Ihr Euch so einen Kick der ganz besonderen Art holen und müsst Euch zudem keine Sorgen um Euer eigenes Gefährt machen.
Wer nicht allzu viel von dröhnenden Motoren hält und lieber aus sich selbst das Letzte herauskitzelt als aus einem Auto, kann sich auf der parallel zum Ring verlaufenden Mountainbikestrecke versuchen. In 6 Minuten und 25 Sekunden wie Stefan Bellof wird man dann aber die Strecke mit Sicherheit nicht zurücklegen.

Nils Borgstedt

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