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Weltmeisterliche Fußballerzitate

  • Marco Heibel
Fußballprofis sind so etwas wie die Philosophen des noch jungen 21. Jahrhunderts. Obwohl nicht immer beabsichtigt, sind manche ihrer Aussagen dermaßen pointiert, dass sie im Lauf der Zeit teilweise sogar in den Sprachgebrauch von Hausfrauen oder Grundschülern übergehen. Die netzathleten erinnern an witzige Fußballerzitate unserer Fußball-Weltmeister.

Wann hört man jemandem zu? Wenn derjenige wichtig ist. Im Fußball ist kaum jemand so wichtig wie ein Weltmeister. Aus diesem Grund lassen wir im Vorfeld der WM 2010 noch einmal einige Zitate deutscher Fußball-Weltmeister Revue passieren. Nur am Rande: „Paroli laufen“ wäre an dieser Stelle auch ein passender Ausdruck gewesen. Urheber Horst Hrubesch ist jedoch „nur“ Vize-Weltmeister geworden und ist somit haarscharf an der Qualifikation für den Hauptartikel gescheitert…

WM 1954 – Sepp Herberger und die Helden von Bern


Dass es von den „Helden von Bern“ so wenige denkwürdige Zitate gibt, mag daran liegen, dass Fritz Walter & Co. schlicht und einfach sehr bescheidene Typen waren. Außerdem waren die Medien in den 50ern noch nicht so präsent und bei weitem nicht so sensationslüstern wie heute.



Zum Glück gab es da noch den Trainer, Sepp Herberger. Der war so etwas wie der Hohepriester der Fußballphrasen, eine Art Socrates der Fußballbranche (gemeint ist hier natürlich der griechische Philosoph der Antike und nicht der brasilianische Mittelfeldstar der 1980er Jahre). Herberger machte sich jedoch verdächtig, die folgenden Aussagen nicht aus der Emotion heraus, sonder nach langer Überlegung getätigt zu haben – was sie allerdings beileibe nicht weniger originell und treffend macht:

„Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten." (Sepp Herberger)

„Der nächste Gegner ist immer der Schwerste." (Sepp Herberger)

„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel." (Sepp Herberger)

„Der Ball hat immer die beste Kondition." (Sepp Herberger)

„Die Leute gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht.“ (Sepp Herberger)

WM 1974 – Beckenbauer und Vogts sind führend


Der WM-Titel von 1974 kam mit etwas Glück zustande. Dennoch durften sich nach dem 2:1-Finalsieg gegen die Niederlande 22 Spieler und Bundestrainer Helmut Schön mit dem Titel Weltmeister schmücken. Hier sind die denkwürdigsten Aussprüche von einigen dieser 23 Männer. Den Ton gibt im Übrigen nicht Franz Beckenbauer (Weltmeister, Weltmeister-Macher, WM-nach-Deutschland-Holer, Kaiser und Lichtgestalt in Personalunion) an, sondern der „Terrier“ und spätere Bundestrainer Berti Vogts.

Berti Vogts, bissiger Terrier auch am Mikrofon:


„Wir haben ein Abstimmungsproblem – das müssen wir automatisieren.“ (Berti Vogts)

„Wenn ich übers Wasser laufe, sagen meine Kritiker: Nicht mal schwimmen kann er.“ (Berti Vogts in Anlehnung an Jesus Christus)

„Die Breite in der Spitze ist dichter geworden.“ (Berti Vogts Anfang der 90er zur Situation im Fußball – nicht zu verwechseln mit dem Bonmot des viermaligen Nationalspielers Wolfram Wuttke „Immer wenn ich breit bin, werde ich spitz.“)

„Ich glaube, dass der Tabellenerste jederzeit den Spitzenreiter schlagen kann.“ (Berti Vogts – ein Paradebeispiel für den vor allem von Verantwortlichen des FC Bayern getätigten Ausspruch „Wir können uns nur selbst schlagen.“)

„Die Kroaten sollen ja auf alles treten, was sich bewegt – da hat unser Mittelfeld ja nichts zu befürchten.“ (Berti Vogts vor dem WM-Viertelfinale 1998 gegen Kroatien; Deutschland verlor mit 0:3 und Vogts wenig später seinen Job)

„Hass gehört nicht ins Stadion. Solche Gefühle soll man gemeinsam mit seiner Frau daheim im Wohnzimmer ausleben.” (Berti Vogts, Hobby-Beziehungstherapeut)

Franz Beckenbauer, Lichtgestalt:


„Flach spielen, hoch gewinnen“ (Franz Beckenbauer)

„Die Schweden sind keine Holländer – das hat man ganz genau gesehen.“ (Franz Beckenbauer, weltgewandter Bonusmeilensammler)

„Das ist Weltrekord in der Türkei“ (Franz Beckenbauer, der offensichtlich nicht in den gängigen Dimensionen denkt)

„Am Spielstand wird sich nicht mehr viel ändern, es sei denn es schießt einer ein Tor.“ (Franz Beckenbauer mit einer absolut unwiderlegbaren These)

Weitere Weltmeister von 1974 im O-Ton:

 
„Ich glaube nicht, dass wir das Spiel verloren hätten, wenn es 1:1 ausgegangen wäre." (Uli Hoeneß, der sich seit rund 40 Jahren fast täglich mit Franz Beckenbauer austauscht…)

„Da gehe ich mit Ihnen chloroform” (Bundestrainer Helmut Schön zu einem Reporter)

„Morgens um sieben ist die Welt noch in Dortmund“ (Torhüter Sepp Maier offenbart seine Vorliebe für Wortspiele. Für die Bild-Zeitung war er trotzdem nie tätig).

„Da haben Spieler auf dem Platz gestanden, gestandene Spieler.“ (Günter Netzer, auf den offenbar die jahrelange Zusammenarbeit mit Wortspielkönig Gerhard Delling [“Huth war in dieser Situation nicht auf derselben”] abgefärbt hat)

„Ich hoffe, dass die deutsche Mannschaft auch in der 2. Halbzeit eine runde Leistung zeigt, das würde die Leistung abrunden.“ (ebenfalls Günter Netzer, in einer Weiterentwicklung der Aussage darüber)

„Wenn‘s denkst, ist‘s eh zu spät.“ (Gerd Müller, der „Bomber der Nation“, erklärt sein Erfolgsrezept – und geht sogar noch weiter mit seinen Tipps:
„Nicht am Torwart vorbeizielen, sondern ins Tor.“)

„Da kam dann das Elfmeterschießen. Wir hatten alle die Hosen voll, aber bei mir lief's ganz flüssig.“ (Paul Breitner, der übrigens im WM-Finale 1974 einen Elfmeter geschossen – und verwandelt – hat)

„Ich habe nur immer meine Finger in Wunden gelegt, die sonst unter den Tisch gekehrt worden wären.“ (Paul Breitner, kennt viele Redewendungen)

WM 1990 – Die meinungsfreudigsten aller Weltmeister


Der jüngste deutsche WM-Triumph bei den Titelkämpfen 1990 in Italien war vermutlich auch der bislang glanzvollste. Lothar Matthäus war in der Form seines Lebens und wurde zu Recht zum besten Spieler des Turniers und zum Weltfußballer gewählt. Doch auch Andreas Brehme, Jürgen Klinsmann oder Rudi Völler spielten groß auf – und werden nicht zuletzt aus diesem Grund noch heute zu vielen Themen gefragt. Hier die besten Zitate der Weltmeister von 1990.

Lothar Matthäus, Leitwolf:


„Wir sind eine gut intrigierte Truppe.“ (Lothar Matthäus, Hobby-Psychologe, der trotz dieser Integration ääh… Intrigen Weltmeister geworden ist)

„Es ist wichtig, dass man neunzig Minuten mit voller Konzentration an das nächste Spiel denkt.“ (Lothar Matthäus erklärt, wie man im Fußball Erfolg hat)

„Ich hab gleich gemerkt, das ist ein Druckschmerz, wenn man drauf drückt.“ (Lothar Matthäus, Hobby-Mediziner, zum Thema ‘Druck im Profifußball‘)

„Die Frauen haben sich entwickelt in den letzten Jahren. Sie stehen nicht mehr zufrieden am Herd, waschen Wäsche und passen aufs Kind auf. Männer müssen das akzeptieren.“ (Lothar Matthäus, Hobby-Soziologe, Frauen-Versteher und derzeit zum vierten Mal verheiratet)

„Wichtig ist, dass er nun eine klare Linie in sein Leben bringt“ (Lothar Matthäus, Hobby-Suchtberater zum Kokaingeständnis von Christoph Daum)

„Wir dürfen jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken!“ (Lothar Matthäus, der mit diesem Satz vermutlich Lukas Podolski zum „Köpfe hochkrempeln“ inspirierte)

„Ein Lothar Matthäus lässt sich nicht von seinem Körper besiegen, ein Lothar Matthäus entscheidet selbst über sein Schicksal.“ (Lothar Matthäus, ein echter Macher)

„Ein Lothar Matthäus hat es nicht nötig, von sich in der dritten Person zu sprechen.“ (Lothar Matthäus, der grammatikalische Schwächen offenbart)

„Das Chancenplus war ausgeglichen.“ (Lothar Matthäus, der mathematische Schwächen offenbart)

„Gewollt habe ich schon gemocht, aber gedurft haben sie mich nicht gelassen“ (Lothar Matthäus, Sprachvirtuose)

„Hoffentlich gelingt es mir, die Mannschaft aus Ihrer Ekstase zu holen.“ (Lothar Matthäus 2001 nach seinem ersten Spiel als Trainer von Rapid Wien; Rapid schnitt am Saisonende als Achter so schlecht ab wie nie zuvor)

Andreas Brehme, Goldfüßchen:


„Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß!” (Andreas Brehmes zeitloser Klassiker)

„Zum Glück ist die Mannschaft nach dem Spiel besser ins Spiel gekommen.“ (Andreas Brehme, vermutlich zum Thema 3. Halbzeit befragt)

„Das Unmögliche möglich zu machen wird ein Ding der Unmöglichkeit.“ (Andreas Brehme, vermutlich in Anlehnung an Jean-Paul Sartre)

„Von der Einstellung her stimmt die Einstellung.“ (Andreas Brehme)

„Wenn der Mann in Schwarz pfeift, kann der Schiedsrichter auch nichts mehr machen.“ (Andreas Brehme; wo er recht hat, hat er recht)

Jürgen Klinsmann, Gefühlsmensch:


„Da sind meine Gefühle mit mir Gassi gegangen.“ (Jürgen Klinsmann)

„Das sind Gefühle, wo man schwer beschreiben kann.“ (Jürgen Klinsmann mit einem schönen Beispiel für den korrekten Gebrauch des schwäbischen Relativpronomens ‘wo‘)

„Seine [Michael Ballacks] Wade ist noch nicht da, wo sie hin muss“ (Jürgen Klinsmann über die Anatomie seines ‘Capitano‘ Michael Ballack, 2006 noch die ‘Wade der Nation‘)

„Vom Resultat her hätten wir gerne gewonnen.“ (Jürgen Klinsmann während seiner Zeit als Bayern-Trainer von 7/2008 bis 4/2009)

Thomas Häßler, Musterschüler:


„In der Schule gab's für mich Höhen und Tiefen. Die Höhen waren der Fußball.“ (Thomas Häßler bei der Vergangenheitsbewältigung)

„Ich bin körperlich und physisch topfit.“ (Thomas Häßler, doppelt hält besser)

„Wir wollten in Bremen kein Gegentor kassieren. Das hat auch bis zum Gegentor ganz gut geklappt.“ (Thomas Häßler, das Glas ist halbvoll)

Andreas Möller, der heimliche Star:


„Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien!“ (Andreas Möller, wohl DAS Fußballerzitat schlechthin; bietet sich als Titel für jeden Reiseführer an)

„Mein Problem ist, dass ich immer sehr selbstkritisch bin, auch mir selbst gegenüber.“ (Andreas Möller, Chefkritiker)

„Ich hatte vom Feeling her ein gutes Gefühl.“ (Andreas Möller, Gefühlsmensch)

Rudi Völler, Realist:


„Was meine Frisur betrifft, da bin ich Realist.“ (Rudi Völler)

„Zu 50 Prozent stehen wir im Viertelfinale, aber die halbe Miete ist das noch lange nicht!“ (Rudi Völler und die Tücken der Prozentrechnung)

„Ja gut, der Rainer Calmund arbeitet von morgens bis abends. Sowas nennt man im Volksmund glaube ich Alcoholic.“ (Rudi Völler, hat nie in England gespielt)

Olaf Thon, Fußball-Professor:


„In erster Linie stehe ich voll hinter dem Trainer, in zweiter Linie hat er recht.“ (Olaf Thon bewirbt sich für den Diplomatischen Dienst)

„Ich habe ihn nur ganz leicht retuschiert.“ (Olaf Thon, kann Photoshop)

„Wir lassen uns nicht nervös machen, und das geben wir auch nicht zu!“ (Olaf Thon, ehrliche Haut)

„Man darf das Spiel doch nicht so schlecht reden wie es wirklich war.“(Olaf Thon, empfiehlt sich für Job als TV-Experte)

Pierre Littbarski, Mann der einfachen Worte:


„Wenn wir so weitermachen, können wir vielleicht auch da wieder anknüpfen, wo wir eigentlich hinwollen.“ (Pierre Littbarski, Optimist)

„In der ersten Halbzeit haben wir ganz gut gespielt, in der zweiten fehlte uns die Kontinu..., äh Kontuni..., ach scheiß Fremdwörter: Wir waren nicht beständig genug!“ (Pierre Littbarski wählt den Notausgang)

Karl-Heinz Riedle, (WM-)Tourist:


„Es war eine lange, kraftraubende Saison und ich werde mich erst mal regen..., regener... - ich fahr erst mal in Urlaub.“ (Karl-Heinz Riedle, ging bei Littbarski in die Lehre)

Weltmeister von morgen? Welches Bonmot-Potenzial hat der aktuelle WM-Kader?


Man soll ja nicht vorgreifen, aber der eine oder andere Spieler aus dem aktuellen WM-Kader, darunter auch der leider verletzt fehlende Michael Ballack, hat in der Vergangenheit schon sein verbales Potenzial gezeigt. Insbesondere Lukas Podolski, 2006 von der Deutschen Akademie für Fußballkultur für den Fußballspruch des Jahres ausgezeichnet, scheint am ehesten das Zeug zu haben, in die Fußstapfen von Herberger & Co. zu treten.

Lukas Podolski, der neue Herberger?


„Doppelpass alleine? Vergiss es!“ (Lukas Podolski; zwar stammt der Satz aus der Feder eines Autors für einen Adidas-Werbespot zur WM 2006, ist aber inhaltlich unanfechtbar)

„So ist Fußball. Manchmal gewinnt der Bessere.“ (Lukas Podolski nach dem 0:2 nach Verlängerung im WM-Halbfinale 2006 gegen Italien. Leider hatte er recht.)

„Fußball ist einfach: Rein das Ding, fertig und ab nach Hause.“ (Lukas Podolski in seiner frühen Schaffensphase, als das Tore schießen noch leicht fiel)

„Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel“ (Lukas Podolski; vermutlich DER Fußballerspruch des Jahrzehnts)

Michael Ballack, ‘Capitano‘ im Krankenstand:


„Wir können so etwas nicht trainieren, nur üben.“ (Michael Ballack, möglicher neuer Bundestrainer?)

„Ich habe keine Rituale, bloß die Dinge die man immer gleich macht.“ (Michael Ballack, braucht keine Rituale)

Miroslav Klose, Beamter?


„Die Ballverwertungshaltung war nicht da“ (Miroslav Klose fabuliert im besten Beamten-Jargon)

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