Die kuriosesten Trikotsponsoren - Von Whiskey und Kondomen picture alliance

Die kuriosesten Trikotsponsoren - Von Whiskey und Kondomen

  • Derk Hoberg
100 Jahre gibt es den FC St. Pauli nun. Passend zum Jubiläum ist der Kultclub vom Kiez zurück in der Bundesliga. Erstmals seit 2002 hat man wieder einen Platz an der Sonne im Fußball-Oberhaus – und das haben sie sich sogar auf die Brust geschrieben. Kuriose Geschichten rund um Trikots und Sponsoren.

Trikots der neuen Saison

Trikotwerbung ist laut Werbefachmännern das von Sportfans am ehesten akzeptierte Sponsoringinstrument. Doch sie treibt auch die wildesten Blüten: Tricksereien, Skandale und lustige Anekdoten ranken sich rund um die Schriftzüge auf den Trikots der Fußballhelden. Auch in der neuen Saison sorgen die Trikots einiger Bundesligisten für Aufsehen. Den Vogel schießt wohl Kaiserslautern ab – Allgäuer Latschen Kiefer, eine Firma, die unter anderem für ihre Hornhaut-Pflegeprodukte bekannt ist, ziert die Brust des Aufsteigers aus der Pfalz.

Wie alles begann

So sehr man sich an die Schriftzüge auf Fußballerbrüsten gewöhnt hat, die Idee des Trikotsponsorings an sich ist noch gar nicht so alt: Der erste Verein überhaupt, der Trikotwerbung präsentierte, war Mitte der 1950er Jahre der uruguayische Klub Peñarol Montevideo.

In Deutschland begann 1973 alles mit einem Paukenschlag. Der Schnapshersteller Jägermeister, genauer gesagt Firmenchef Günther Mast, war auf der Suche nach neuen Werbeflächen. Bandenwerbung im Stadion war ihm einfach nicht genug. Als er ein Spiel der Braunschweiger Eintracht sah, kam ihm die Idee: Warum nicht einfach die bislang blanke Brust der Spieler für diesen Zweck instrumentalisieren?

 

Trikotwerbung war seitens des DFB allerdings zum damaligen Zeitpunkt noch verboten. Lediglich das Vereinswappen war auf den Hemden der Spieler präsent. Also bediente man sich auf Braunschweiger Seite eines Tricks. Man übernahm kurzerhand das Firmenlogo des Kräuterlikörherstellers als Vereinswappen. Fortan prangte also der Hirsch auf dem Trikot der Braunschweiger, die auf diese Art legal Werbung betreiben konnten.

Ein Schachzug, der gerade Jägermeister ein großes Medienecho einbrachte und somit seine Wirkung erzielte. Und das für gerademal 200.000 DM, einem Taschengeld im Vergleich zu den heutigen Zahlen: Branchenprimus Bayern München kassiert in dieser Saison geschätzte 25 Millionen Euro von einem Unternehmen, das noch vor einigen Jahren seinen magentafarbenen Schriftzug bevorzugt auf Radsporttrikots platziert hatte.

Kuriose Sponsoren

Doch mit Jägermeister allein war es nicht getan: Eine Band, die diesem Kräuterschnaps vermutlich nicht abgeneigt ist, sorgte 2001 in Düsseldorf für ein Novum. Als bei der dort ansässigen Fortuna die sportlichen Lichter komplett auszugehen drohten und auch finanziell absolut tote Hose herrschte, unterstützte die gleichnamige Punkband den maroden Traditionsverein und wurde Trikotsponsor. Zwei Jahre lang prangte das Totenkopflogo der „Hosen“ auf der Brust der Düsseldorfer Fortuna. Eine Million D-Mark ließ die Band sich das kosten.

Allerdings musste die sich dafür aber auch die eigene Tournee von einer Altbierbrauerei sponsern lassen – etwas, das ihrem Verständnis als Punkband komplett widersprach. Campino, Sänger der fußballverrückten Band, sagte seinerzeit: „Alles was Fortuna hilft ist legitim. Fortuna darf nicht sterben“. Und tatsächlich, die Fortuna überlebte sogar die vierte Liga und spielt mittlerweile wieder zweitklassig.

 

 

Kondome, Jack Daniels und Das Grüne Buch - Skandale im Trikotsponsoring

Heutzutage ist es allenfalls originell, wenn der Kreisligist TC Freisenbruch 02 mit dem Schriftzug „Mach ihn rein“ aufläuft (50 weitere Amateurmannschaften sollen folgen). Dabei handelt es sich nicht um einen Auftrag an die eigenen Stürmer, sondern um den Slogan eines Kondomherstellers.

Ein ähnlicher Schriftzug sorgte in den 80er Jahren noch dafür, dass der damalige Erstligist FC Homburg die Werbung eines Kondomfabrikanten zeitweise auf den Trikots schwärzen musste. So lange, bis das Frankfurter Landgericht endgültig entschied, dass Werbung für Präservative keinen Verstoß gegen Sitte und Moral darstelle. Zuvor hatte der Deutsche Fußballbund sogar mit Punktabzug für den FC Homburg gedroht – ein echter Eklat also.

 

 

Im Eishockey – die Fußballer unter Euch mögen diesen kleinen Exkurs verzeihen, es lohnt sich aber – sorgte der ECD Iserlohn für einen einmaligen Skandal. Kurz vor der Pleite stehend, liefen die Iserlohner mit Trikotwerbung für Muammar al-Gaddafis „Grünes Buch“ auf das Eis. Dieser Skandal schaffte es, aufgrund „des Missbrauchs des Sports durch die Politik“, bis in die New York Times. Nachdem der Deutsche Eishockeybund den Iserlohnern mit Lizenzentzug gedroht hatte, verzichtete der Club auf die umstrittene Brustwerbung. Und meldete im Anschluss Konkurs an.

Ein Platz an der Sonne

Für Aufsehen sorgt auch der FC St. Pauli immer wieder. Sei es wegen seiner Fans, sei es wegen seines schillernden Ex-Präsidenten Corny Littmann. Aber eben auch immer wieder wegen seiner extravaganten Werbepartner. Jack Daniels, ein amerikanischer Whisky-Hersteller zierte um die Jahrtausendwende die Brust der Hamburger. Das stieß nicht überall auf Gegenliebe, schließlich haben Sportler ja auch eine Vorbildfunktion. Zu St. Pauli passte es aber.

In diesem Jahr prangt der Slogan der ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“ auf den Kiez-Trikots. Den kann man bei der Lotterie gewinnen. Symbolisch gesehen hat ihn der FC St. Pauli schon gewonnen. Ach übrigens: Keine Angst liebe GEZ- Zahler, die Fernsehlotterie steht finanziell auf eigenen Beinen. Ihr finanziert also nicht den Fußball Club mit Euren Gebühren.

 

 

 

Barcelona hat keinen Trikotsponsor

 

Der derzeit vermutlich beste Fußballverein der Welt, verzichtet auf Trikotwerbung und damit auch auf jährliche Einnahmen in Millionenhöhe: Der FC Barcelona. „Barca“ versteht sich als katalanische Nationalmannschaft und bezieht sich auf die Regeln für Nationalmannschaften. Eine Ausnahme wurde im September 2006 für ein Kooperationsabkommen mit dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF mit einer Laufzeit von fünf Jahren geschlossen.

 

 

 

Demnach unterstützt der Verein die Arbeit von UNICEF bis 2011 mit jährlich 1,5 Mio. €, um Kinder in den Ländern der Dritten Welt zu unterstützen. Im Gegenzug erhält der FC Barcelona das Recht, den Namen, das Logo und das Emblem von UNICEF auf der Spiel- und der Trainingskleidung sowie auf Merchandising-Produkten zu verwenden.

Trikots verschandelt

Natürlich sind die Summen, die die Unternehmen für die exklusiven Werbeflächen zahlen, in den letzten Jahren enorm gestiegen. Dies scheint zahlreiche Firmen aber auch dazu zu animieren, die Vereine zu einer Abkehr von ihren Vereinsfarben zu bewegen, hin zur Corporate Identity des eigenen Unternehmens. Im Falle vom VfL Bochum wurde das gesamte Trikotdesign vor einigen Jahren auf Hauptsponsor Faber umgestellt. Sehr zum Unmut der Fans, die ihre Lieblinge als laufende Regenbogenmännchen über den Platz huschen sahen. In solch einem Fall lässt wohl die große Akzeptanz der Sportfans für Trikotsponsoren deutlich nach. Ein Aspekt, den die werbenden Unternehmen in Zukunft vielleicht im Auge haben sollten – getreu dem Motto: Originell ja, über das Ziel hinaus – nein!

 


So viel zahlen die Trikotsponsoren den Vereinen:

  Verein  Unternehmen Betrag
1. Bayern München T-Home 25 Mil
2. Schalke 04 Gazprom 20
3. VfL Wolfsburg VW 20
4. Borussia Dortmund  Evonik 12
5. Werder Bremen Targobank 9,5
6. Bayer Leverkusen Teldafax 6
6. VfB Stuttgart Gazi 6
8. Hamburger SV Emirates 5
8. Eintracht Frankfurt Fraport 5
10. Borussia M´gladbach Postbank 4,5
11. 1.FC Köln Rewe 4,3
12. St. Pauli Ein Platz a.d. Sonne 3,5
13. 1.FC Kaiserslautern Allg. Latschenkiefer 3
14. 1.FC Nürnberg Areva 2,8
15. SC Freiburg Ehrmann 2,5
15. Hannover 96 Tui 2,5
15. FSV Mainz entega 2,5
18. TSG Hoffenheim TV Digital 2,4

Die Zahlen sind  Medienberichten und Pressemitteilungen entnommen. Die Zahlen sind großteils geschätzt.

 

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