Privat
3,8 – 180 – 42,195 ...
- Frank Schneller
...das sind die Maße, auf die es für Thore Levetzow ankommt. Die Maße seiner ‚Geliebten’, wenn man so will. Thore ist Unternehmer. Selfmademan. Und Triathlet. Events wie der DATEV Challenge Roth Triathlon gehören für den Quereinsteiger zu den Highlights eines eng getakteten Jahres. Wenn es der Trainingsplan vorsieht, startet der Hamburger bei mehrtägigen Events auch schon mal über zwei Distanzen. Verrückt? „Etwas schon“, gibt er zu. 2012 ‚finishte’ der 45-Jährige mit einer Wildcard den Ironman auf Hawaii. Ist das noch Hobby? „Ja, ein intensives allerdings“, sagt der Eiserne, der längst kein ‚Jedermann’ mehr ist.
Auf der langen Geraden entlang des Elbdeichs, zwischen Zollenspieker und Geesthacht, die Ellenbogen auf den Aerolenker gestützt, das fest installierte Smartphone im Blick, ist schon mal Zeit für eine wichtige Email. Für seinen wichtigsten Kunden, einen Hamburger Verleger, ist Thore Levetzow selbst während seiner Rad-Einheit vor den Toren der Hansestadt erreichbar. Timing und Organisation sind alles für den 45 Jahre alten Extremsportler. Nicht nur in den Wechselzonen zwischen Schwimmen, Radfahren und Laufen. Auch im Alltag. Der Ex-Handballer ist leidenschaftlicher Triathlet.
In Roth startet er zum dritten Mal. Auf den traditionellen Wettkampf in Mittelfranken – für Triathleten seit Jahrzehnten eine Art Mekka – hat Thore sich selbstredend akribisch vorbereitet, das Pensum im Frühjahr erhöht. Die Langdistanz ist und bleibt eine Herausforderung, die kürzeren Distanzen dagegen dienen ihm manchmal als Etappenziel – wie beispielsweise der Hamburg-Triathlon, wo er je nach Trainingsplan schon mal an beiden Tagen startet: Samstags Sprint, sonntags olympische Distanz. Dazwischen Pasta.
Vor zehn Jahren schnackte ihn ein Kumpel mit zum Hamburger City-Man. Der Kumpel war rank und schlank – der ideale Ausdauersportler. Thore, die ehemalige Handball-Kante, dagegen „ein bisschen aus dem Leim gegangen“, wie er sich grinsend erinnert, „ich wollte auch was für die Figur tun“. Heute ist er rund 15 Kilo schlanker, sein Körperfettgehalt von 11,5 Prozent weit unter dem deutschen Durchschnitt. Zwischen 11.000 und 15.000 Kalorien verbrennt er auf der Langdistanz. Ein Hungerhaken aber ist er nicht. Zu kompakt, zu muskulös. Freunde nennen ihn gern ‚Popeye’. „Ich bin kein Asket“, sagt er. Thore liebt gutes Essen, edle Tropfen und ist ein exzellenter Koch. „Darauf würde ich nicht verzichten.“ Ein Lokal, das er fünf Jahre auch noch nebenbei betrieb, gab er dann doch auf: Zu zeitintensiv.
Thore führt ein Leben zwischen (seiner) Werbeagentur und Leistungssport. Rund 20 Trainingsstunden pro Woche reißt er ab. Umfänge, Belastungszyklen, Erholung – alles ist mit Trainerin Ute Mückel, die ihn seit zwei Jahren betreut, genau abgestimmt. Viel Luft ist da nicht mehr. Seine Leistungen sind darum umso erstaunlicher. Thore ist ein Kämpfer. Er hat trainiert wie ein Verrückter. Einfach so. Vom Jedermann zum Ironman. Nach einem schweren Sturz kletterte er neulich mit zahleichen Schürfwunden und Prellungen wieder aufs Rad und beendete seine Trainingseinheit, ehe er zu einer Apotheke fuhr – wohlgemerkt: nicht zum Arzt. Eiserner halt. Profi indes wollte er nie sein, dafür kam der Quereinstieg zu spät. Aber er suchte den Kick. Und der Kick kam. Die Einheiten wurden länger, das Tempo schneller und die Entfernungen weiter.
Quasi als Nichtschwimmer war er 2006 ins Wasser gestiegen. Kraulen lernte er erst 2008. Im Stadtparksee. In der Alsterschwimmhalle. „Am Anfang hab ich mich beschwert, wenn ich mehr als 40 km - das ist die olympische Distanz - im Training fahren musste. Mittlerweile ist Radfahren meine Lieblingsdisziplin“, sagt er. Auch das Laufen fiel Thore lange schwer. Nach Tausenden von Trainingsstunden flitzt das Energiebündel inzwischen zwei- bis dreimal um die Alster, wenn der Job es erfordert eben auch schon mal spät am Abend – zum Aufwärmen. „Meine Leistungsgrenzen haben sich natürlich extrem verschoben“, sagt er. Sein Equipment, vor allem sein Karbonrad, ist ‚State of the Art’, kostet etliche tausend Euro.
Was ihn antreibt? Ehrgeiz. Endorphine. Die Freunde an der Strecke. Selbstbestätigung. Und Reiselust: Seit Thore Triathlet ist, lernt er die Welt kennen. Per Slot, Wildcard, Lotterie oder Bewerbung, wie auch immer. Im Kampf um die begehrtesten Startplätze bei den Top-Events ist er längst erprobt: Südafrika, Hongkong, Florida, Barcelona, Schweden, Klagenfurt ... – der Hamburger hat bereits an mehreren Weltmeisterschaften teilgenommen, ob ‚Sprint’, ‚olympische Disziplin’, Mittel- oder Langdistanz. 15 Ironmen (3,86 km Schwimmen, 180 km auf dem Rad und ein abschließender Marathon (42,195 km)) hat er absolviert. Dass er unter ‚ferner schwimmen, fuhren, liefen’ ins Ziel kommt – „völlig egal“.
Normen spielen für ihn keine Rolle. Nur die eigenen Zeitziele. Absoluter Höhepunkt: Der Ironman 2012 auf Hawaii. Mit einer Wildcard („ich hatte einfach Glück“) erfüllte er sich den größten Traum eines Triathleten und finishte das härteste aller Rennen. Nach 14 Stunden. Aus Lust wurde Qual. Aus Qual wieder Lust: „Einmalig, die größte Herausforderung überhaupt. Hölle und Paradies zugleich“, erinnert er sich, „und dann diese Glücksgefühle im Ziel. Mehr geht nicht.“ Folgten etwa Motivationsprobleme? Nein. Trainingslager auf Mallorca oder den Kanaren – wenn in Hamburg Schmuddelwetter herrscht – sorgen stets für neue Impulse. Wie lange er sich diese Strapazen noch ‚antun’ will? „Solange ich Bock dazu habe und der Körper mitmacht.“ Er betrachtet Triathlon nämlich auch als Ausgleich zum Job. Auf den langen Strecken kann er besonders gut abschalten, sagt er. Besonders beim Training. Wenn das Smartphone nicht bimmelt oder blinkt.
Das kommt selten genug vor. Längst ist Thore in der Triathlon-Szene ein ‚bunter Hund’. Viele Hamburger Extremsportler kennen ihn als Veranstalter von Trainingstreffs und Alsterrunden oder als Guide auf Mallorca. Hobby und Job haben längst eine Schnittmenge: Als Online-Shop-Betreiber einer kalifornischen Schwimmkleidungs-Marke tummelt er sich mitten in der Zielgruppe – als ehemaliger Nichtschwimmer. Clever, clever. Sein Kumpel, der ihn einst animierte, schüttelt derweil den Kopf. Mit Thore kann der ‚Jedermann’ längst nicht mehr mithalten: „Alter, was für eine Entwicklung. Verrückt.“ Etwas, jedenfalls. Gibt er ja selbst zu.
In Roth startet er zum dritten Mal. Auf den traditionellen Wettkampf in Mittelfranken – für Triathleten seit Jahrzehnten eine Art Mekka – hat Thore sich selbstredend akribisch vorbereitet, das Pensum im Frühjahr erhöht. Die Langdistanz ist und bleibt eine Herausforderung, die kürzeren Distanzen dagegen dienen ihm manchmal als Etappenziel – wie beispielsweise der Hamburg-Triathlon, wo er je nach Trainingsplan schon mal an beiden Tagen startet: Samstags Sprint, sonntags olympische Distanz. Dazwischen Pasta.
Foto: Chris Böhm (secondfloorstudio.de)
Vor zehn Jahren schnackte ihn ein Kumpel mit zum Hamburger City-Man. Der Kumpel war rank und schlank – der ideale Ausdauersportler. Thore, die ehemalige Handball-Kante, dagegen „ein bisschen aus dem Leim gegangen“, wie er sich grinsend erinnert, „ich wollte auch was für die Figur tun“. Heute ist er rund 15 Kilo schlanker, sein Körperfettgehalt von 11,5 Prozent weit unter dem deutschen Durchschnitt. Zwischen 11.000 und 15.000 Kalorien verbrennt er auf der Langdistanz. Ein Hungerhaken aber ist er nicht. Zu kompakt, zu muskulös. Freunde nennen ihn gern ‚Popeye’. „Ich bin kein Asket“, sagt er. Thore liebt gutes Essen, edle Tropfen und ist ein exzellenter Koch. „Darauf würde ich nicht verzichten.“ Ein Lokal, das er fünf Jahre auch noch nebenbei betrieb, gab er dann doch auf: Zu zeitintensiv.
Thore führt ein Leben zwischen (seiner) Werbeagentur und Leistungssport. Rund 20 Trainingsstunden pro Woche reißt er ab. Umfänge, Belastungszyklen, Erholung – alles ist mit Trainerin Ute Mückel, die ihn seit zwei Jahren betreut, genau abgestimmt. Viel Luft ist da nicht mehr. Seine Leistungen sind darum umso erstaunlicher. Thore ist ein Kämpfer. Er hat trainiert wie ein Verrückter. Einfach so. Vom Jedermann zum Ironman. Nach einem schweren Sturz kletterte er neulich mit zahleichen Schürfwunden und Prellungen wieder aufs Rad und beendete seine Trainingseinheit, ehe er zu einer Apotheke fuhr – wohlgemerkt: nicht zum Arzt. Eiserner halt. Profi indes wollte er nie sein, dafür kam der Quereinstieg zu spät. Aber er suchte den Kick. Und der Kick kam. Die Einheiten wurden länger, das Tempo schneller und die Entfernungen weiter.
Quasi als Nichtschwimmer war er 2006 ins Wasser gestiegen. Kraulen lernte er erst 2008. Im Stadtparksee. In der Alsterschwimmhalle. „Am Anfang hab ich mich beschwert, wenn ich mehr als 40 km - das ist die olympische Distanz - im Training fahren musste. Mittlerweile ist Radfahren meine Lieblingsdisziplin“, sagt er. Auch das Laufen fiel Thore lange schwer. Nach Tausenden von Trainingsstunden flitzt das Energiebündel inzwischen zwei- bis dreimal um die Alster, wenn der Job es erfordert eben auch schon mal spät am Abend – zum Aufwärmen. „Meine Leistungsgrenzen haben sich natürlich extrem verschoben“, sagt er. Sein Equipment, vor allem sein Karbonrad, ist ‚State of the Art’, kostet etliche tausend Euro.
Was ihn antreibt? Ehrgeiz. Endorphine. Die Freunde an der Strecke. Selbstbestätigung. Und Reiselust: Seit Thore Triathlet ist, lernt er die Welt kennen. Per Slot, Wildcard, Lotterie oder Bewerbung, wie auch immer. Im Kampf um die begehrtesten Startplätze bei den Top-Events ist er längst erprobt: Südafrika, Hongkong, Florida, Barcelona, Schweden, Klagenfurt ... – der Hamburger hat bereits an mehreren Weltmeisterschaften teilgenommen, ob ‚Sprint’, ‚olympische Disziplin’, Mittel- oder Langdistanz. 15 Ironmen (3,86 km Schwimmen, 180 km auf dem Rad und ein abschließender Marathon (42,195 km)) hat er absolviert. Dass er unter ‚ferner schwimmen, fuhren, liefen’ ins Ziel kommt – „völlig egal“.
Normen spielen für ihn keine Rolle. Nur die eigenen Zeitziele. Absoluter Höhepunkt: Der Ironman 2012 auf Hawaii. Mit einer Wildcard („ich hatte einfach Glück“) erfüllte er sich den größten Traum eines Triathleten und finishte das härteste aller Rennen. Nach 14 Stunden. Aus Lust wurde Qual. Aus Qual wieder Lust: „Einmalig, die größte Herausforderung überhaupt. Hölle und Paradies zugleich“, erinnert er sich, „und dann diese Glücksgefühle im Ziel. Mehr geht nicht.“ Folgten etwa Motivationsprobleme? Nein. Trainingslager auf Mallorca oder den Kanaren – wenn in Hamburg Schmuddelwetter herrscht – sorgen stets für neue Impulse. Wie lange er sich diese Strapazen noch ‚antun’ will? „Solange ich Bock dazu habe und der Körper mitmacht.“ Er betrachtet Triathlon nämlich auch als Ausgleich zum Job. Auf den langen Strecken kann er besonders gut abschalten, sagt er. Besonders beim Training. Wenn das Smartphone nicht bimmelt oder blinkt.
Das kommt selten genug vor. Längst ist Thore in der Triathlon-Szene ein ‚bunter Hund’. Viele Hamburger Extremsportler kennen ihn als Veranstalter von Trainingstreffs und Alsterrunden oder als Guide auf Mallorca. Hobby und Job haben längst eine Schnittmenge: Als Online-Shop-Betreiber einer kalifornischen Schwimmkleidungs-Marke tummelt er sich mitten in der Zielgruppe – als ehemaliger Nichtschwimmer. Clever, clever. Sein Kumpel, der ihn einst animierte, schüttelt derweil den Kopf. Mit Thore kann der ‚Jedermann’ längst nicht mehr mithalten: „Alter, was für eine Entwicklung. Verrückt.“ Etwas, jedenfalls. Gibt er ja selbst zu.