Es geht doch! – Vom Kraftsportler zum Triathleten privat/Christian Riedel

Es geht doch! – Vom Kraftsportler zum Triathleten

  • Marco Heibel
Wenn mir jemand vor einem Jahr erzählt hätte, dass ich in Hamburg einen Triathlon über die Olympische Distanz in 2:38 Stunden finishen würde, hätte ich ihn ausgelacht. Doch am 18. Juli 2010 habe ich gezeigt, dass auch Kraftsportler eine gute Ausdauer haben können.

Vor fast genau einem Jahr habe ich noch im Rahmen eines Interviews mit Ralf Möller im Gold’s Gym in Venice Beach Gewichte gestemmt und war überzeugter Kraftsportler. Auch heute bin ich noch davon überzeugt, dass es nicht effektiveres als Kraftsport gibt, um sich fit zu halten.

Krafttraining nach dem MiniMax-Prinzip


Damals habe ich mich mit 3 Stunden Krafttraining pro Woche fit gehalten; Ausdauertraining fand in meinem Trainingsplan aus Zeitgründen keinen Platz. Radfahren habe ich mit dem Erhalt meines Führerscheins aufgegeben, geschwommen bin ich nur noch im Urlaub und Laufen hat mir noch nie Spaß gemacht.



All das sollte sich ändern. Mit dem Entschluss einen Kurzdistanztriathlon (1,5km Schwimmen, 40km Radfahren, 10km Laufen) zu absolvieren, hat sich mein Sportleben gewaltig geändert. Mein wöchentliches Trainingspensum ist von 3 Stunden auf teilweise über 12 Stunden pro Woche angestiegen.

Laufen macht doch Spaß


Erstaunlicherweise entwickelte ich schnell eine hohe Eigenmotivation und stellte bald fest, dass Laufen, Radfahren und Schwimmen sogar Spaß machen können, sofern man ein greifbares Ziel hat, auf das man hintrainieren kann. Natürlich gab es auch mal einen Durchhänger beim Kachelzählen oder Intervalle abspulen, aber dann habe ich mir immer wieder vor Augen geführt, warum ich das Ganze mache.

Stundenlanges Grundlagentraining ist zunächst einmal gewöhnungsbedürftig, schließlich war ich mit meinem intensiven Krafttrainingsplan netto in maximal 30-45 Minuten mit dem Training fertig. Und es kratzt auch schon mal am Ego, wenn man im Schneckentempo durch die Lande joggt und von fast jedem überholt wird.

Training und Wettkampf sind zwei Paar Schuhe


Aber ich musste ja nicht im Training beweisen, wie schnell und wie fit ich schon war, sondern es kam nur darauf an, am Tag X in Topform zu sein. Und dafür mussten die langsamen und extensiven Grundlagenläufe nun mal sein. Zum Glück hat sich das auch ausgezahlt, nicht nur subjektiv, sondern auch mittels Leistungsdiagnostik konnte ich den Formanstieg belegen.



Am 18. Juli um 10:30 Uhr war es dann soweit: der Start zu meiner ersten Olympischen Distanz in Hamburg. Der Wettkampf lief wie erwartet: Nach einer starken Schwimmleistung (27 Minuten für 1.500 Meter) stieg ich aus dem Wasser und machte mich auf den langen Weg in die Wechselzone auf dem Balindamm.

Radfahren streng nach Puls


Der erste Wechsel klappte reibungslos, jetzt begann der Wettkampf für mich richtig. Bei meiner Lieblingsdisziplin, dem Radfahren, wollte ich an die Schwimmleistung anknüpfen, jedoch nicht zu hart fahren, um den abschließenden Lauf noch gut zu überstehen. Nach etwa 5 Kilometern konnte ich meinen Puls bei 151 Schlägen pro Minute stabilisieren, also genau bei der Empfehlung meiner Leistungsdiagnostiker.

Entsprechend gut lief auch das Radfahren. Mit 1:10 Stunden (Schnitt 34km/h) habe ich die erwartete Zeit benötigt. In den Beinen wäre zwar mehr drin gewesen, aber ich hatte ja noch 10km Laufen vor mir und wollte nicht auf halber Strecke eingehen. Auch der zweite Wechsel lief reibungslos, ich ging allerdings mit schweren Beinen auf die Laufstrecke.

Progressive Laufgestaltung


Mein Puls pendelte sich hier ebenfalls bei 150 Schlägen pro Minute ein. Das war vom Tempo sicherlich etwas konservativ, aber bei meinem Debüt fehlte mir einfach die Erfahrung, also ging ich es zurückhalten an. Bei Kilometer 5 waren die schweren Beine weg und ich fühlte mich gut. Also zog ich das Tempo leicht an und kam gut voran.

Mit der Laufzeit von knapp 52 Minuten habe ich sogar persönliche Bestzeit erzielt. Und das nach 40km auf dem Rad. Insgesamt bleibt das Laufen aber meine große Schwäche. Dennoch bin ich sehr zufrieden, weil über das Jahr gesehen eine deutlich Verbesserung spür- und messbar vorhanden war.

Mein Fazit: Triathlon ist unbedingt empfehlenswert


Ich habe meine Grenzen kennen gelernt und neu definiert. Innerhalb nur eines Jahres habe ich meine Kondition unglaublich verbessert und eine Leistungssteigerung erfahren, die ich kaum für möglich gehalten hätte. Sicherlich liegt die gefühlte Leistungsexplosion auch daran, dass ich konditionell quasi bei null angefangen habe, aber das macht ja den Reiz des Ausdauertrainings aus; auch Anfänger erzielen beim Triathlon sehr schnell messbare Erfolge.

Und wie geht es weiter?


Hamburg war nur der Anfang. Wenn ich es vorher noch nicht war, so bin ich spätestens seit meinem Zieleinlauf in Hamburg mit dem Triathlon-Virus infiziert. Also müssen neue Ziele her, damit die Motivation hoch bleibt. Zum Saisonabschluss steht noch der Cologne Smart auf dem Programm, und dann werde ich die neue Saison planen. Und ich habe bereits ein langfristiges Projekt vor Augen: Vom Einsteiger zum Ironman in 5 Jahren. Dazu gibt es demnächst mehr.

Ich bedanke mich bei den Sponsoren, die unser Triathlon-Projekt mit Rat, Tat und Equipment unterstützt haben:

Kuota, 2XU, Zoggs, Ultra Sports, Komsport, Suunto, Oakley, asicsRocket Science Sports, Tricamp, GL8SPORT, K-Swiss, Dr. med. Markus Klingenberg, footpower Dortmund, Planet X, Magic Sportfood

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