Tollkühne Männer in ihren schwimmenden Kürbissen
- Derk Hoberg
In einem ausgehöhlten Kürbis zu paddeln ist enorm schwierig. Die Innenwände des schwimmenden Untersatzes sind sehr glitschig und die Wasserlage alles andere als optimal, schließlich fehlt ein Kiel oder andere stabilisierende Elemente. Es ist schon problematisch, die richtige Richtung beim paddeln zu halten. Bei fehlender Technik dreht man sich um die eigene Achse und rudert wieder zurück in Richtung Start. Natürlich sind dadurch auch Havarien vorprogrammiert, da die wackeligen orangenen Kugeln schnell kentern. Kommt einmal Wasser in die Öffnung, dauert es nur noch wenige Sekunden bis der Kürbis vollläuft und sinkt.
Anstrengender Balanceakt
Die Technik bei der Bootspartie im Kürbis ist schwer mit anderen Wassersportarten zu vergleichen. Kniend kauert der Kürbis-Kanute in seinem Gemüse-Ungeheuer und versucht mit einem Balanceakt, die Wasserlage unter Kontrolle zu halten. Sitzt man ohne zu paddeln im Kürbis, ist es sogar schwieriger, das Gleichgewicht zu halten, als wenn man erstmal Fahrt aufgenommen hat. Während der Rennen fällt es eher schwer, die Richtung zu halten. Man sollte schon wissen, wie man mit dem Paddel umgehen muss, ansonsten verbringt man eine ganze Weile auf offener Strecke, bis man es wieder zurück an Land geschafft hat.
- Title Title
- Title Title
- Title Title
- Title Title
- Title Title
- Title Title
- Title Title
- Title Title
- Title Title
- Title Title
- Title Title
- Title Title
https://netz-athleten.de/lifestyle/reise-freizeit/item/351-tollkuehne-maenner-in-ihren-schwimmenden-kuerbissen#sigProIdc113e4f461
Eine Kürbisregatta ist anstrengend. Natürlich wird der Oberkörper durch das Paddeln stark beansprucht, die Hauptbelastung – das merkt man beim Aussteigen aus dem Rennkürbis – liegt aber in den Beinen. Durch das ständige balancieren und ausgleichen der Bewegungen des Kürbis und die ohnehin leicht verkrampfte Haltung darin, brennen die Oberschenkel gehörig nach einem Kürbisrennen.
Sicherheitskleidung ist beim Kürbisbootssport eigentlich nicht vorgeschrieben, dennoch geht der Trend zum Helm. Natürlich werden keine herkömmlichen Helme verwendet – vermutlich entsprechen sie nicht den spezifischen Anforderungen des verrückten Sports. Stattdessen werden kleinere Kürbisse halbiert und mit einem Gurt auf dem Kopf befestigt.
Kürbis-Kanuten sind saisonabhängig
Der Kürbisbootssport ist sehr saisonabhängig. Nur im Herbst können die Riesenkürbisse geerntet werden. Bis dahin werden sie von ihren Züchtern gehegt und gepflegt, damit sie eine stattliche Größe erreichen und überhaupt als Boot genutzt werden können.
Das ist wohl auch eine weitere Besonderheit beim Kürbisbootssport. Die liebevolle Beziehung des Kanuten zu seinem Gefährt. Wie viel Zeit hat er doch investiert, um das Gewächs zu düngen und zu gießen, nur damit er bei einem einzigen Rennen im Jahr in Topform ist.
Probleme bereitet dann häufig schon der Transport der schweren Wassergefährte. Gleich mehrere Personen sind erforderlich, um die bis zu 300kg schweren Kolosse auf einen Anhänger zu hieven, damit er zur Regatta transportiert werden kann.
Die Deutsche Meisterschaft findet seit nunmehr 4 Jahren in Ludwigsburg, im Rahmen der weltgrößten Kürbisausstellung im Schlossgarten statt. Dort befindet sich der kleine See, auf dem die Kürbisfahrer auf zwei Bahnen um landesweiten Ruhm und Ehre kämpfen. Das Publikumsinteresse wächst dabei von Jahr zu Jahr. Gefahren wird im KO-Modus, Mann gegen Mann. Nachdem in den ersten Jahren der Veranstaltung Frauen nur zu den Zuschauern gehörten, trauen sich mittlerweile immer mehr, selbst aktiv an der Regatta teilzunehmen.
Deutsche Meisterschaft im September
Die fünfte Deutsche Meisterschaft steht am 20. September in Ludwigsburg an. Man muss übrigens nicht unbedingt mit einem eigenen Kürbis anreisen, auch wenn das eigentlich erwünscht ist. Die Veranstalter stellen den Teilnehmern auch Kürbisse für die Wettfahrt zur Verfügung.
Bis zu Europas erfolgreichster Unterhaltungssendung „Wetten dass“ hat es der neue Sport schon gebracht. Bei Thomas Gottschalks Show wurde gewettet, einen Kürbis in fünf Minuten auszuhöhlen und eine 50 Meter lange Strecke im Wasser zurück zu legen. Die Wette wurde übrigens gewonnen.
Wie viel Kürbissuppe man aus solch einem Koloss machen kann, ist dagegen nicht bekannt. Hier geht es dennoch zu einem leckeren Rezept für Kürbissuppe
Derk Hoberg