Tipps für den Laufschuhkauf
- Christian Riedel
Zugegeben: Die Versuchung, sich im Eilverfahren ein neues Paar Laufschuhe zu kaufen, ist groß. Erst recht, wenn die Zeit mal wieder knapp ist. Doch gerade, wenn Ihr es mit dem Laufen ernst meint, solltet Ihr beim Kauf eines neuen Schuhs Zeit und Geduld mitbringen. Moderne Lauf-, Fußball- oder Basketballschuhe sind beinahe so etwas wie ein Spezialwerkzeug. Und alles, was speziell ist, passt nicht zu jedem. Wer einen Fehleinkauf vermeiden will, kommt daher an einer ausgiebigen Beratung im Fachgeschäft kaum vorbei.
Das richtige Fachgeschäft finden: Qualität statt Quantität
Es gibt mehrer Merkmale, an denen Ihr ein gutes Geschäft erkennt. Massen an Schuhen, wie sie in Schuhdiscountern im Regal stehen, werdet Ihr im Verkaufsraum kaum finden. Stattdessen ist das auf den ersten Blick sehr überschaubar wirkende Sortiment von ausgewählter Qualität. Es sollte im kleinen Maßstab ungefähr den Anteil der gesunden sowie der von Fehlstellungen geplagten Läufer widerspiegeln: Die Verteilung sollte also bei jeweils 45 Prozent Schuhen für Überpronierer und neutrale Läufer, sowie bei 10 Prozent für Supinierer liegen.
Ein weiteres Erkennungsmerkmal eines guten Geschäfts ist das technische Equipment. In der Regel bestehet das aus einem Laufband und einer Videokamera. Hiermit lassen sich die Laufbewegungen der Kunden unter biomechanischen Gesichtspunkten untersuchen.
Der wichtigste Faktor ist jedoch die Qualifikation des Verkäufers. Ein guter Händler fragt zuerst nach Eurer Trainingsintensität, der Lauferfahrung, dem bevorzugten Streckenbelag, ob Ihr einen Trainings- oder Wettkampfschuh sucht, orthopädische Einlagen tragt etc., bevor er Euch Modelle vorstellt. Außerdem wird er Euch möglicherweise bitten, Schuhe und Socken auszuziehen. Denn ein Blick auf die nackten Füße gibt dem Fachmann Hinweise auf mögliche Achsabweichungen des Bewegungsapparates.
Selbst ist der Käufer
Ihr selbst könnt aber auch Euren Beitrag auf dem Weg zum richtigen Laufschuh leisten, wenn Ihr Folgendes beachtet:
1.) Schuhe in der zweiten Tageshälfte anprobieren
Kauft Eure neuen Schuhe nachmittags oder abends. Eure Füße sind gegen Ende des Tages wegen der Erschlaffung des Längsgewebes der Fußmuskulatur und der Erweiterung der Blutgefäße bis zu einer halben Nummer größer als am Morgen. Bei gutem Fersensitz sollte der Abstand der Zehenspitzen zur Schuhkante etwa eine Daumenbreite betragen, weil der Fuß während der Abstoßbewegung im Schuh nach vorne rutscht.
2.) Sich Zeit nehmen
Nehmt Euch so lange Zeit bei der Anprobe, bis Ihr wirklich sicher seid. Händler sind schließlich nicht verpflichtet, getragene Schuhe zurückzunehmen.
3.) Alte Laufschuhe mitbringen
Bringt Eure alten Laufschuhe mit ins Geschäft, da deren Sohlen dem Verkäufer Hinweise auf Fehlstellungen und fehlerhaftes Abrollverhalten geben können.
4.) Orthopädische Einlagen mitbringen
Bringt außerdem Eure orthopädischen Einlagen mit, falls Ihr welche habt. Schließlich müssen Laufschuh und Einlage eine Einheit bilden und sollten daher aufeinander abgestimmt sein.
5.) Eigene Laufsocken mitbringen
Nehmt Eure (hoffentlich frisch gewaschenen) Laufsocken mit zur Anprobe. In Laufgeschäften gibt es – wenn überhaupt – nur dicke Baumwollsocken, die den Größeneindruck verfälschen können.
6.) Teurer muss nicht besser sein
Schaut ruhig auch ein bisschen auf den Preis. Das ist kein falscher Geiz; da teurere Schuhe selten länger halten, spricht bei zwei gleichwertigen Modellen eigentlich nichts gegen das günstigere Paar – sofern Optik für Euch eine untergeordnete Rolle spielt.
7.) Jeder Schuh ist anders, auch beim gleichen Modell
Wenn Ihr von Eurem aktuellen Modell so begeistert seid, dass Ihr Euer altes bloß durch ein neues ersetzen wollen, gilt: Jeder Schuh anders ist – unabhängig davon, dass das Modell das gleiche ist. Außerdem hat Euer alter Schuh durch die Abnutzung ganz andere Eigenschaften als ein neuer des gleichen Modells.