Handschuh für die Füße – FiveFingers Sprint von Vibram
- Redaktion
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Barfußlaufen ist die ursprünglichste aller Fortbewegungsformen. Einige Menschen tun dies sogar im Sommer auf der Straße. Aber auch beim Sport ist häufig ein „direkter Kontakt zu Natur“ gefragt. Wer allerdings schon mal barfuß unterwegs war, der weiß, dass es nicht immer so angenehm ist wie erhofft. Steine, Scherben, aufgeheizter Beton und andere widrige Umstände reduzieren den Spaß und erhöhen das Verletzungsrisiko. Abhilfe soll der FiveFingers schaffen, ein Schuh der Marke Vibram, der von der Firma Lizard vertrieben wird. Wir haben den FiveFingers in unserem netzathleten-check auf Herz und Nieren getestet.
Das Produkt selbst
Der FiveFingers ist letztlich ein wie ein Handschuh für die Füße. Jeder Zeh hat sein eigenes „Abteil“, wie die Finger bei einem Fingerhandschuh. Er verfügt über eine extrem dünne, sehr biegsame Gummisohle, die sich sehr gut an den Untergrund anpasst. Das Ziel des Schuhs – ein sicheres Barfußlaufen zu ermöglichen – wird so auf jeden Fall erreicht, kleinere Startschwierigkeiten bleiben aber nicht verborgen.
Den FiveFingers gibt es in verschiedenen Modellen Classic, Sprint, KSO und Flow. Mein Testmodell im netzathleten-check ist der Virbam FiveFingers Sprint. Er verfügt über Straps an Spann und Ferse die eine besonders gute Passform ermöglichen sollen.
Erste Schwierigkeiten
Schon bevor der Test beginnen kann steht der Tester, also ich, dem ersten Problem gegenüber, dem Anziehen. Das richtige Treffen der Löcher gestaltet sich zunächst schwieriger als gedacht. Der große Zeh will in das Loch für den daneben, der kleine in das für den Ringzeh und so weiter. Hilft man ein wenig nach und zeigt mit den Händen jedem Zeh seinen Weg hat man die Schuhe aber dann doch recht schnell übergestreift. Und Übung macht ja bekanntlich den Meister. Nach ein paar Mal an und aus geht’s dann auch schon recht flott.
Na klar, ein bisschen anders als ganz ohne Schuhe zu laufen ist das schon mit den FinveFingers. Immer etwas Stoff zwischen den Zehen zu haben ist eine neue Erfahrung und wohl der größte Unterschied zum originalen Barfußlaufen. Auch das „harte“ Auftreten, gerade auf dem Beton des Großstadtjungels, ist zu Beginn gewöhnungsbedürftig. Allerdings findet man sich schnell mit den Neuerungen an seinen Füßen zurecht. Doch nun zum Test an sich…
Der Schuh im Alltag – Keine Angst vor fremden Blicken
Der Vibram FiveFingers bringt eigentlich alles mit, was ein Schuh im Alltag haben muss. Er ist bequem (nach einer Eingewöhnungsphase) und sehr leicht. Um optimalen Tragekomfort zu erreichen, muss man allerdings die Straps an Hacke und Spann nach dem Anziehen noch öfters mal verstellen.
Eines ist einem mit diesem Schuh aber definitiv sicher: man ist ein Blickfang. Wer den FiveFingers tragen möchte, sollte auf gar keinen Fall ein Problem damit haben, angeguckt zu werden. Er ist doch noch so einzigartig, dass man verwunderte Blicke auf sich zieht und sogar auf seine neuen Füße angesprochen wird.
Der Schuh beim Laufen – die Wade freut sich
Der Vibram FiveFingers wird unter anderem vom Hersteller als Laufschuh angepriesen. Ich habe das ganze getestet und bin Laufen gegangen. Zunächst überwog das Ungewohnte. Keine gepolsterte Sohle, keine Federung, keine Socken im Schuh und man spürt fast jeden Stein. Das Laufen ist härter als in normalen Laufschuhen. Jedoch ist auch hier wieder die kurze Eingewöhnung von Nöten. Danach empfand ich das Laufen in dem Schuh als angenehm. Einziges Manko: nach etwa fünf Kilometern begann der Schuh an beiden großen Zehen zu drücken. Allerdings kann das auch mit der Ungewohnheit und der „neuen“ Art des Laufens zusammenhängen. Ansonsten trägt sich der Schuh sehr angenehm.
Das angekündigte bessere Training der Wadenmuskulatur durch den FiveFingers hat sich, dem Muskelkater nach zu urteilen bestätigt. Vor allem nach der ersten Laufeinheit machten sich die Waden bemerkbar.
Für kurze Strecken (etwa 8-10 km) halte ich den FiveFingers vom Tragekomfort auf jeden Fall für geeignet. Dies gilt im Besonderen für weichen Grund wie Wiesen oder Trampelpfaden. Aufgrund seiner sehr dünnen Sohle ist das Laufen auf Schotterwegen nicht besonders angenehm.
Der Schuh beim Klettern
Dritter und letzter Teil des Praxistestes des Vibram FiveFIngers war die Verwendung als Kletterschuh. Leider hatte ich hierbei nur die Möglichkeit ihn beim Bouldern in der Halle auszuprobieren. Hierbei hat er sich insofern als angenehme Alternative zu Kletterschuhen erwiesen, da er dem gesamten Fuß insbesondere den Zehen mehr Platz lässt. Dieser erhöhte Komfort hat aber auch seine Tücken. Vor allem kleine Tritte (Spax) können nur sehr schlecht getreten werden, da eine Fokussierung des Gewichts in einem Punkt kaum möglich ist. Vor allem bei längeren Problemen die eine dauerhafte Spannung in den Zehen erfordert müsste die Muskulatur der Zehen sehr stark trainiert sein. Und meine ist es zugegebener Maßen nicht, oder besser nicht genug. Also zum Einklettern mit großen Tritten und Griffen kann er durchaus als Alternative gesehen werden, den Kletterschuh ganz ersetzen kann der FiveFingers nicht.
Fazit: Der Schuh ist auf jeden Fall eine Bereicherung für jedes Schuhregal. Als Laufschuh für kurze Strecken ist er durchaus angenehm zu tragen. Zum Klettern eignet er sich nur begrenzt. Insgesamt hat mich der FiveFingers aber trotz der kleineren Kritikpunkte auf jeden Fall überzeugt, was vor allem am hohen Tragekomfort liegt.
Nils Borgstedt