Vom Tarzan im Tigerhöschen - Die Laufkolumne
- Peter Maisenbacher
Was machen Sie so an Silvester? Welch‘ Frage: Wir alle lassen es zum Jahresabschluss krachen! Und die Sportlichen unter uns rennen, bevor sie es brennen lassen.
Der erste Startschuss zum Klassiker in Sao Paulo krachte bereits im Jahre 1925. Damals durften nur männliche Einwohner der brasilianischen Metropole teilnehmen. Wundert mich nicht, dass in den Annalen nur 37 Finisher verzeichnet sind! Zu einem richtigen Volksfest wurde der Lauf erst, als man ihn öffnete, ab 1975 „sogar“ für Frauen. Und heute wollen Zehntausende mitlaufen und die ausgelassene Stimmung auf und neben der Strecke genießen. Schon der Anblick mancher Samba-Tänzerin soll die Reise wert sein…
Ich bin seit fast 20 Jahren beim Silvester-Run durch das Olympiagelände von 1972 dabei. Nun, zugegeben, nicht zehn Kilometer lang am Stück, aber sicherlich fast so lang am Mikrophon. Wer wie ich die Läufer und Läuferinnen aktiv im Start- und Zielbereich anfeuert, legt einiges an Distanz zurück. In jedem Fall bin ich nah dran, am Läufer oder an der Läuferin. Da kriegt man vieles mit und manches ab: Top-Stars wie die Olympiasieger Dieter Baumann oder Jan Frodeno hautnah – und den Schweiß beim Abklatschen…
Immer wieder interessant ist ein Blick auf das Outfit der Silvesterläufer. Jahreszeitenbedingt darf es für die meisten etwas mehr sein. Eine positive Ausnahme zu dieser Tendenz ist seit Jahren der stellvertretende Chefredakteur der Runner’s World, Martin Grüning, der selbst bei Minustemperaturen „kurz“ trägt. Aus voller Überzeugung als Experte, versteht sich. Noch auffallender war im letzten Jahrhundert Alfred Pohlan, der Gründungsvater des veranstaltenden Vereins, des MRRC (München Road Runners Club). Alfred, von allen nur „Tarzan“ genannt, beschränkte sich auch zum Jahresabschluss auf sein Tigerfellhöschen und blieb selbst bei tiefsten Temperaturen oben „ohne“. (Auch ohne Startnummer, übrigens.) Sein Motto: „Ein richt’ger Mann muss immer wie ein Tiger sein, auf diese Weise wird er immer Sieger sein!“. Wenn auch nicht im Zieleinlauf – „Tarzan“ finishte standesgemäß als Letzter - , aber zumindest bei den Frauen. Über viele Jahre wurde der Alfred von einer „Jane“ in ähnlicher Bekleidung begleitet; nicht immer dieselbe, wie sich bei genauerem Hinsehen herausstellte, aber immer ein Hingucker…
Wie wäre es deshalb mit der Übernahme eines Silvesterrituals aus Italien? Unter dem Silvesterdress trägt die italienische Frau – und auch der italienische Mann – rote Unterwäsche. Das wäre doch mal was für einen Silvesterlauf, mit dem die Münchner sogar mit Sao Paulo konkurrieren könnten!
Weitere Informationen zum Silversterlauf München gibt es auf der Homepage des Veranstalters
Unser Kolumnist
Peter Maisenbacher ist als Moderator bei unzähligen Laufevents dabei, u.a. bei den großen Marathons in München und Berlin, hautnah dran am Läufergeschehen und auf Du und Du mit den Top-Athleten wie den Breitensportlern. Den Laufkalender dieses Jahres peppt er mit einer regelmäßigen Kolumne und dem dazugehörigen Blick hinter die Kulissen auf. Selbstverständlich immer mit einem kleinen Augenzwinkern!