Der Laufschuh ohne Hacke
- Redaktion
Eigentlich ist Jogging gesund. Eigentlich. Denn wenn man es damit übertreibt, kann man auch schnell Probleme bekommen. Schmerzen in Knien, Knöcheln und der Wirbelsäule sind häufige Probleme, die das Laufen mit sich bringt. Besonders, wenn man die falschen Schuhe benutzt, entstehen die Schmerzen. Doch gegen diese Probleme gibt es demnächst vielleicht Abhilfe. Denn drei Magdeburger Wissenschaftler vom AT-Kompetenzzentrum Ingenieurwissenschaften/Nachwachsende Rohstoffe der Hochschule Magdeburg-Stendal überprüfen seit September die mechanische Eignung neuer Verbundmaterialien für den etwas anderen Laufschuh, der die meisten Probleme verhindern können soll.
Preiswert, leicht und umweltfreundlich
Das Besondere an dem Schuh ist die fehlende Hacke. Außerdem soll er preiswert und leicht sein, sowie eine gute Ökobilanz aufweisen. Sofern die Tests erfolgreich sind, soll der neuartige Schuh in zwei Jahren marktreif sein.
Die Idee zu dem Schuh hatte der Physiotherapeut Adri Hartveld aus Newcastle under Lyme. Der passionierte Läufer kennt durch seine tägliche Arbeit viele negative Beispiele für gesundheitliche Probleme, die beim Joggen entstehen. Durch die Teilnahme an verschiedenen nationalen und internationalen Laufwettbewerben und durch die systematische Beobachtung anderer Teilnehmer konnte er sich ein Bild der internationalen Laufszene machen. Die gesammelten Erkenntnisse brachten Hartveld zu der Erkenntnis, dass viele (Freizeit-) Sportler die Ferse beim Jogging zu sehr belasten (so genannter „heel strike“) und dadurch Probleme in den Gelenken bekommen.
Ohne Hacke kein heel strike
Um den heel strike zu vermeiden, hatte Hartveld die Idee, das Aufsetzten mit der Ferse einfach unmöglich zu machen, indem er beim Schuh die Sohle an der Ferse einfach wegließ. Die Idee des hackenlosen Schuhs (heelless shoe) war geboren. Der Hobby-Läufer erstellte zunächst in der eigenen Werkstatt einen Prototyp. Mit diesem ersten Modell ging Hartveld laufen, um die Wirkung des Schuhs auszuprobieren. Nach vielen Trainingskilometern, diversen Gesprächen mit anderen Läufern, Medizinern und zuletzt einigen Materialwissenschaftlern beschloss Hartveld, aus der Idee ein marktfähiges Produkt zu entwickeln.
Neben der fehlenden Hacke besteht beim heelless shoe der große Unterschied in der speziellen Sohlenkonstruktion. Für die Realisation waren spezielle Materialien erforderlich. Hartveld wurde auf ein naturfaserverstärktes Verbundmaterial aufmerksam, an dem an der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) intensiv geforscht wird. Schon nach den ersten Tests war klar, dass das Magdeburger Material für den heelless shoe gut geeignet ist. Im Gegensatz zu verschiedenen anderen Materialien, überzeugt das naturfaserverstärkte Verbundmaterial durch sein geringes Gewicht, einen günstigen Preis und eine gute Ökobilanz. So können Sohlen produziert werden, die besser, steifer, billiger und umweltfreundlicher als bei marktüblichen Produkten sind.
In den nächsten zwei Jahren soll der heelless shoe seine Marktreife erreichen und in den Regalen der Sportartikelgeschäfte stehen.
Christian Riedel