Wilson, netzathleten.de
Wie neue Tennisschläger entwickelt werden
Wilson ist Marktführer unter den Tennisschläger-Herstellern und hat mit dem Pro Staff Version 14 gerade die neueste Version seines Flaggschiffs präsentiert. Beim ATP Turnier in München sprachen wir deshalb mit Jonas Wäschle, seit diesem Jahr für das Marketing im Bereich Tennis und Padel-Tennis in der DACH-Region bei Wilson verantwortlich, über die Entwicklung neuer Tennisschläger. An den stetigen Fortschritten des Racket-Spezialisten sind neben Wissenschaftlern schließlich immer auch Profis wie Roger Federer beteiligt.
netzathleten: Jonas, bei Wilson sind Sie für den Bereich Tennis und Padel-Tennis zuständig, haben Sie selbst einen sportlichen Hintergrund?
Jonas Wäschle: Den habe ich in der Tat. Zwar nicht als Profi, aber Tennis spiele ich beispielsweise seit meinem dritten Lebensjahr. Ein Leben ohne den Sport kann ich mir also gar nicht vorstellen und so war das Studium des Sport-Managements auch die logische Konsequenz.
netzathleten: Ist Tennis denn das absolute Kerngeschäft von Wilson?
Jonas Wäschle: In Europa auf jeden Fall, in globaler Hinsicht sind wir aber auch sehr stark im Teamsport vertreten. Gerade in den USA und den Sportarten American Football, Baseball oder auch Basketball, wo wir seit dieser Saison ja den Spielball stellen. Und international wird Padel-Tennis auch immer beliebter.
netzathleten: Bleiben wir zunächst beim Tennis. Wie wichtig sind denn prominente Spieler, die Ihre Schläger verwenden, für eine Brand wie Wilson?
Jonas Wäschle: Natürlich sehr wichtig und in dieser Hinsicht waren wir mit Roger Federer und Serena Williams lange Zeit gesegnet. Wir sind aktuell noch immer die Nummer eins auf dem Markt. Es ist also nicht gleichbedeutend mit einem Vertrauensverlust der Kunden, wenn zwei solche Ausnahmespieler ihren Rücktritt erklären. Ihre Strahlkraft wirkt nachhaltig, aber natürlich halten wir immer die Augen auf nach Spielern, die in diese Fußstapfen treten können. Auch, wenn diese zugegebenermaßen doch sehr groß sind.
netzathleten: Arbeiten Sie noch immer mit Federer oder Williams zusammen?
Jonas Wäschle: Wir sind mit beiden noch immer im Austausch, vor allem mit Roger. Er vertraute während seiner kompletten Karriere voll und ganz auf unsere Schläger und bleibt dem Tennis auch nach seinem Karriereende treu, so dass wir noch an weiteren Projekten mit ihm zusammenarbeiten werden.
netzathleten: Inwieweit sind Spieler wie ein Federer denn an der Entwicklung neuer Rackets beteiligt?
Jonas Wäschle: In Rogers Fall ist die Zusammenarbeit sehr eng. Er spielte immer den Original Pro Staff, den man kaufen kann – das ist bei anderen Spielern nicht immer der Fall. Alleine deshalb war Roger immer aktiv bei jeder Entwicklungsstufe dabei, gab Feedback und brachte Ideen ein. Grundsätzlich lassen wir aber viele verschiedene Spieler die Neuentwicklungen testen, erfragen ihr Feedback, um ein umfassendes Bild zu erhalten und darauf gegebenenfalls reagieren zu können. Ein aktuelles Beispiel ist da unser neues Modell Shift, das im Juli auf dem Markt kommt. Da hatten wir von Oktober bis Dezember eine Testreihe mit Hobbyspielern laufen, bei der die Tester Ihr Feedback über einen QR-Code auf dem Schläger direkt an unsere Firmenzentrale und das Entwicklungsbüro in Chicago senden konnten. Das liegt uns sehr am Herzen, diese Rückmeldung ernst zu nehmen und nah am Endverbraucher zu sein.
netzathleten: Worauf legt ein Roger Federer denn besonderen Wert bei seinem Schläger?
Jonas Wäschle: Grundsätzlich haben wir mit Roger viele größere Entwicklungsschritte gemacht. Alleine, weil sich das Spiel im Laufe seiner Karriere auch sehr geändert hat. Er hat mit einem recht kleinen Schlägerkopf begonnen, musste seine Schlägergröße aber auch neuen Herausforderungen anpassen. Den Druck, den Spieler wie Nadal, Zverev und Co heute erzeugen erforderte diese Entwicklungen einfach. Zum Beispiel, dass der Schläger ihm ein wenig mehr verzeiht, ihn im zunehmenden Alter aber auch mehr unterstützt. Das war ihm sehr wichtig und im Nachhinein sieht man, dass es die richtigen Entscheidungen waren, schließlich ist der Pro Staff heute einer der Prestige-Schläger schlechthin. Obwohl es auch für uns ein gewisses Risiko war, da seinerzeit die meisten Spieler auf kleine Schlägerköpfe vertraut haben. Die Endverbraucher mussten in gewisser Weise also mit Roger und seiner Schlägergröße mitwachsen. Letztlich sind wir sehr glücklich, dass wir diese spannenden Entwicklungsweg begleiten durften und auch weiterhin dürfen.
netzathleten: Wie lange dauert die Entwicklung eines neuen Schlägers, wie zum Beispiel der aktuell 14. Version des Pro Staff?
Jonas Wäschle: Beim Pro Staff 14 gibt es ja bereits eine hervorragende Basis, auf der aufgebaut wird. Das heißt, da dauert die Entwicklung nicht ganz so lange, wie zum Beispiel beim komplett neuen Modell Shift, das im Juli auf den Markt kommt. Bei einer solchen Neuentwicklung dauert das vier bis fünf Jahre, bis die Materialien und verschiedenen Varianten optimiert sind.
netzathleten: Material und Co, wo gibt es denn noch Potentiale bei der Schlägerentwicklung?
Jonas Wäschle: Die verwendeten Materialien sind eigentlich seit Jahren die gleichen, wir arbeiten mehr an deren Zusammensetzung und wie sich das auf die Schlägereigenschaften auswirkt. Gerade erst haben wir mit dem neuen Shift wieder eine völlig neue Schläger Technologie vorgestellt. Normalerweise schaut man sich immer das frontale Bending des Schlägers an, also wie biegt sich der Schläger, wenn der Ball frontal auftrifft. Der Shift bendet / biegt sich durch seine Technologie nicht mehr nur frontal, sondern auch in der seitlichen Achse des Schlägers, so dass ein Snap-Effekt beim Schlagen entsteht – ähnlich dem, wie man ihn normalerweise durch den Einsatz des Handgelenks beim Schlagen erzielen kann. Diese neue Technologie, erlaubt es dem Spieler den Ball mit mehr Spin spielen zu können. Beim Pro Staff haben wir vor einiger Zeit schon die BRAID 45 Technologie entwickelt. Das bedeutet, dass die Faserstruktur im Schläger nicht mehr im 90 Grad-Winkel angereiht ist, sondern im 45 Grad. Dadurch biegt sich der Schläger mehr und das sogenannte Ball-Pocketing wird noch effektiver. Übersetzt bedeutet dies, dass der Ball tiefer ins Saitenbett eintaucht. Es sind oft also nur Nuancen, die eine große Auswirkung haben können.
netzathleten: Nun haben Sie Padel-Tennis bereits angesprochen und Wilson bietet auch Padel-Equipment an. Ist diese Sportart eine Konkurrenz für Tennis oder kann sie auch Chance sein?
Jonas Wäschle: Ich denke, dass sich das durchaus gegenseitig befruchtet. Beim Tennis ist das Club-Leben leider vermeintlich ein wenig eingeschlafen, der ganz große Boom ist vorüber. Wenn man aber das Publikum hier bei den BMW Open so sieht, hat man das Gefühl, dass sich das auch ganz schnell wieder ändern kann. Hierbei kann Padel durchaus helfen und den Zugang zum Tennis wieder einfacher machen. Padel sollte jeder mal ausprobieren, da es vor allem ein sehr sozialer Sport ist. Man spielt immer mindestens zu viert und hat zusammen viel Spaß auf dem Court. In den Ländern, in denen Padel bereits sehr bekannt ist, finden sich zum Spielen immer große Gruppen auf mehreren Courts zusammen. In den großen Städten Europas wie Paris, Barcelona oder Madrid gibt es bereits zahlreiche Courts und auch hierzulande wird der Padel-Boom ganz sicher bald größer werden.
netzathleten: Was steht neben dieser spannenden Sportart an weiteren Neuigkeiten bei Wilson auf dem Programm?
Jonas Wäschle: Neben den stetigen Weiter- und Neuentwicklungen unserer Tennisschläger werden wir uns zukünftig breiter aufstellen und widmen uns verstärkt auch dem Thema Sportswear und Sportschuhe. 2024 kommt beispielsweise eine neue Sportswear-Kollektion und auch den Breiten- und Teamsport – hier bringen wir für die klassische Medenrunde eine neue Linie heraus – haben wir natürlich im Auge.
netzathleten: Viele spannende Projekte also. Herzlichen Dank fürs Gespräch.
Jonas Wäschle: Den habe ich in der Tat. Zwar nicht als Profi, aber Tennis spiele ich beispielsweise seit meinem dritten Lebensjahr. Ein Leben ohne den Sport kann ich mir also gar nicht vorstellen und so war das Studium des Sport-Managements auch die logische Konsequenz.
netzathleten: Ist Tennis denn das absolute Kerngeschäft von Wilson?
Jonas Wäschle: In Europa auf jeden Fall, in globaler Hinsicht sind wir aber auch sehr stark im Teamsport vertreten. Gerade in den USA und den Sportarten American Football, Baseball oder auch Basketball, wo wir seit dieser Saison ja den Spielball stellen. Und international wird Padel-Tennis auch immer beliebter.
netzathleten: Bleiben wir zunächst beim Tennis. Wie wichtig sind denn prominente Spieler, die Ihre Schläger verwenden, für eine Brand wie Wilson?
Jonas Wäschle: Natürlich sehr wichtig und in dieser Hinsicht waren wir mit Roger Federer und Serena Williams lange Zeit gesegnet. Wir sind aktuell noch immer die Nummer eins auf dem Markt. Es ist also nicht gleichbedeutend mit einem Vertrauensverlust der Kunden, wenn zwei solche Ausnahmespieler ihren Rücktritt erklären. Ihre Strahlkraft wirkt nachhaltig, aber natürlich halten wir immer die Augen auf nach Spielern, die in diese Fußstapfen treten können. Auch, wenn diese zugegebenermaßen doch sehr groß sind.
Jonas Wäschle
netzathleten: Arbeiten Sie noch immer mit Federer oder Williams zusammen?
Jonas Wäschle: Wir sind mit beiden noch immer im Austausch, vor allem mit Roger. Er vertraute während seiner kompletten Karriere voll und ganz auf unsere Schläger und bleibt dem Tennis auch nach seinem Karriereende treu, so dass wir noch an weiteren Projekten mit ihm zusammenarbeiten werden.
netzathleten: Inwieweit sind Spieler wie ein Federer denn an der Entwicklung neuer Rackets beteiligt?
Jonas Wäschle: In Rogers Fall ist die Zusammenarbeit sehr eng. Er spielte immer den Original Pro Staff, den man kaufen kann – das ist bei anderen Spielern nicht immer der Fall. Alleine deshalb war Roger immer aktiv bei jeder Entwicklungsstufe dabei, gab Feedback und brachte Ideen ein. Grundsätzlich lassen wir aber viele verschiedene Spieler die Neuentwicklungen testen, erfragen ihr Feedback, um ein umfassendes Bild zu erhalten und darauf gegebenenfalls reagieren zu können. Ein aktuelles Beispiel ist da unser neues Modell Shift, das im Juli auf dem Markt kommt. Da hatten wir von Oktober bis Dezember eine Testreihe mit Hobbyspielern laufen, bei der die Tester Ihr Feedback über einen QR-Code auf dem Schläger direkt an unsere Firmenzentrale und das Entwicklungsbüro in Chicago senden konnten. Das liegt uns sehr am Herzen, diese Rückmeldung ernst zu nehmen und nah am Endverbraucher zu sein.
netzathleten: Worauf legt ein Roger Federer denn besonderen Wert bei seinem Schläger?
Jonas Wäschle: Grundsätzlich haben wir mit Roger viele größere Entwicklungsschritte gemacht. Alleine, weil sich das Spiel im Laufe seiner Karriere auch sehr geändert hat. Er hat mit einem recht kleinen Schlägerkopf begonnen, musste seine Schlägergröße aber auch neuen Herausforderungen anpassen. Den Druck, den Spieler wie Nadal, Zverev und Co heute erzeugen erforderte diese Entwicklungen einfach. Zum Beispiel, dass der Schläger ihm ein wenig mehr verzeiht, ihn im zunehmenden Alter aber auch mehr unterstützt. Das war ihm sehr wichtig und im Nachhinein sieht man, dass es die richtigen Entscheidungen waren, schließlich ist der Pro Staff heute einer der Prestige-Schläger schlechthin. Obwohl es auch für uns ein gewisses Risiko war, da seinerzeit die meisten Spieler auf kleine Schlägerköpfe vertraut haben. Die Endverbraucher mussten in gewisser Weise also mit Roger und seiner Schlägergröße mitwachsen. Letztlich sind wir sehr glücklich, dass wir diese spannenden Entwicklungsweg begleiten durften und auch weiterhin dürfen.
netzathleten: Wie lange dauert die Entwicklung eines neuen Schlägers, wie zum Beispiel der aktuell 14. Version des Pro Staff?
Jonas Wäschle: Beim Pro Staff 14 gibt es ja bereits eine hervorragende Basis, auf der aufgebaut wird. Das heißt, da dauert die Entwicklung nicht ganz so lange, wie zum Beispiel beim komplett neuen Modell Shift, das im Juli auf den Markt kommt. Bei einer solchen Neuentwicklung dauert das vier bis fünf Jahre, bis die Materialien und verschiedenen Varianten optimiert sind.
netzathleten: Material und Co, wo gibt es denn noch Potentiale bei der Schlägerentwicklung?
Jonas Wäschle: Die verwendeten Materialien sind eigentlich seit Jahren die gleichen, wir arbeiten mehr an deren Zusammensetzung und wie sich das auf die Schlägereigenschaften auswirkt. Gerade erst haben wir mit dem neuen Shift wieder eine völlig neue Schläger Technologie vorgestellt. Normalerweise schaut man sich immer das frontale Bending des Schlägers an, also wie biegt sich der Schläger, wenn der Ball frontal auftrifft. Der Shift bendet / biegt sich durch seine Technologie nicht mehr nur frontal, sondern auch in der seitlichen Achse des Schlägers, so dass ein Snap-Effekt beim Schlagen entsteht – ähnlich dem, wie man ihn normalerweise durch den Einsatz des Handgelenks beim Schlagen erzielen kann. Diese neue Technologie, erlaubt es dem Spieler den Ball mit mehr Spin spielen zu können. Beim Pro Staff haben wir vor einiger Zeit schon die BRAID 45 Technologie entwickelt. Das bedeutet, dass die Faserstruktur im Schläger nicht mehr im 90 Grad-Winkel angereiht ist, sondern im 45 Grad. Dadurch biegt sich der Schläger mehr und das sogenannte Ball-Pocketing wird noch effektiver. Übersetzt bedeutet dies, dass der Ball tiefer ins Saitenbett eintaucht. Es sind oft also nur Nuancen, die eine große Auswirkung haben können.
netzathleten: Nun haben Sie Padel-Tennis bereits angesprochen und Wilson bietet auch Padel-Equipment an. Ist diese Sportart eine Konkurrenz für Tennis oder kann sie auch Chance sein?
Jonas Wäschle: Ich denke, dass sich das durchaus gegenseitig befruchtet. Beim Tennis ist das Club-Leben leider vermeintlich ein wenig eingeschlafen, der ganz große Boom ist vorüber. Wenn man aber das Publikum hier bei den BMW Open so sieht, hat man das Gefühl, dass sich das auch ganz schnell wieder ändern kann. Hierbei kann Padel durchaus helfen und den Zugang zum Tennis wieder einfacher machen. Padel sollte jeder mal ausprobieren, da es vor allem ein sehr sozialer Sport ist. Man spielt immer mindestens zu viert und hat zusammen viel Spaß auf dem Court. In den Ländern, in denen Padel bereits sehr bekannt ist, finden sich zum Spielen immer große Gruppen auf mehreren Courts zusammen. In den großen Städten Europas wie Paris, Barcelona oder Madrid gibt es bereits zahlreiche Courts und auch hierzulande wird der Padel-Boom ganz sicher bald größer werden.
netzathleten: Was steht neben dieser spannenden Sportart an weiteren Neuigkeiten bei Wilson auf dem Programm?
Jonas Wäschle: Neben den stetigen Weiter- und Neuentwicklungen unserer Tennisschläger werden wir uns zukünftig breiter aufstellen und widmen uns verstärkt auch dem Thema Sportswear und Sportschuhe. 2024 kommt beispielsweise eine neue Sportswear-Kollektion und auch den Breiten- und Teamsport – hier bringen wir für die klassische Medenrunde eine neue Linie heraus – haben wir natürlich im Auge.
netzathleten: Viele spannende Projekte also. Herzlichen Dank fürs Gespräch.