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„Psychoanalyse“ des Laufstils Teil 2 Auf dem Bild zu erkennen: Der durchweg sportliche Laufstil unseres Frontrunners Jens Bäss.

„Psychoanalyse“ des Laufstils Teil 2

  • Redaktion
In Folge I ging es um Enten, Stöcke und Wühler – jetzt werden die Tippler, Federn und Athleten entlarvt. Unser Analyse-Experte ist wieder Heinz Grüne, Diplom-Psychologe und Geschäftsführer des Rheingold-Instituts, das Institut für qualitative Markt- und Medienanalysen in Köln.

Tippler: Die Schritte sind wirklich klein, klein, klein, wirken deshalb auch sehr schnell und dementsprechend zackig ist auch die Armarbeit.

„Für mich sind die Tippler ein Erfolgsmodell. Mit kleinen Schritten überwinden sie große Distanzen. Die Laufart hat fast etwas Buddhistisches im Sinne von: Der längste Weg beginnt mit einem kurzen Schritt. Während der Stock eine Art leitender Beamte unter den Läufern symbolisiert, ist der Tippler der eilfertige Ausführer, er möchte nicht in große Fußstapfen treten. Er wirkt nett und auch drollig. Aber bei allem Schmunzeln über die kleinen Schritte, muss bedacht werden, dass die Welt nur voran kommt, weil Milliarden Menschen ihren Job machen. Der Tippler wird gerne unterschätzt, dabei ist er das Rückgrat unserer Gesellschaft. Ich sage nur, weiter so!“

Feder: Vorderfuß über Vorderfuß mit wolkengleichem Abdruck, schwingenden Armen und entschlossenem Blick nach vorne.

„Die Feder ist kurz vorm abheben, hier fehlt Erdkontakt. Die Feder ist die laufende Interpretation einer Blumenwiese, so leicht, so duftig, nicht von dieser Welt. Der Nachteil ist, wie die Blumenwiese sticht die Feder aus der Masse heraus. Das ewige angeschaut werden muss man auch aushalten, wahrscheinlich deshalb der Blick nach vorne. Aber die Feder geht anderen auch manchmal auf den Geist. Der Feder fehlt das richtige Gefühl fürs Laufen, man hat ihr nicht beigebracht wie es richtig geht, das hat natürlich auch etwas sehr kindliches. Als wären sie stehen geblieben in der Entwicklung. Mein Tipp: Manchmal ist es wichtig in der Masse abtauchen zu können, nicht heraus zu stechen, als Erholung für sich und auch für die anderen. Einfach mal versuchen, über den Fuß abzurollen auch wenn dann aus der Blumenwiese eine schnöde Straße wird.“

Athlet: Macht alles richtig, kraftvoller Abdruck, angemessene Arbeit und korrekte Haltung.

„Der Athlet macht deutlich, es geht um Rekorde. Er setzt auf eine Sache und die heißt, ich will ganz vorne sein. Ein Ziel, eine Ideologie. Aber, wie hoch ist der Preis? Ich habe das Gefühl, der Preis ist zu hoch. Das ganze Leben besteht aus Wettkampf und der Athlet, der sich längst zum Leistungssportler befördert hat, ist dann schnell unterdimensioniert. Unter den Athleten entsteht eine Art geheime Intelligenz, jenseits jeglicher Intuition. Ich empfehle auch mal Handball zu spielen, einen Ball abzugeben. Weg vom rein mechanischen, weg von der Monotonie. Ach so, der Athlet darf sich ruhig mal etwas gönnen…“

P.S. Diese „Laufstil-Psychoanalyse“ ist natürlich mit einem Schmunzeln zu betrachten!

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