Kitzbühel Tourismus - Michael Werlberger / Rasmushof / Derk Hoberg
Dinner im Schnee - Genussvolles Skifahren in Kitzbühel
Die zahlreichen Skigebiete in den Alpen wollen ihren Gästen heute ein unvergessliches Gesamterlebnis bieten – die Konkurrenz schläft schließlich auch am Berg nicht. Neben immer mehr Pisten, komfortableren Liften und zunehmend luxuriösen Hotels samt verlockenden Wellnessangeboten rückt freilich auch die Gastronomie verstärkt in den Fokus. Skiregionen wie jene in Kitzbühel, Ischgl oder Alta Badia starten regelrechte Genuss-Offensiven. Sie versuchen so, Gourmets und Foodies mit kulinarischen Events auf die Piste zu locken. Und auch die Skihütten legen wieder mehr Wert auf eine frische und mit regionalen Produkten zubereitete Küche und investieren verstärkt in ihre Weinkarten.
So begeistert das in Tirol gelegene Ischgl nicht mehr nur mit einem der größten zusammenhängenden Skigebiete der Alpen, sondern hat sich längst zu einer echten Gourmet-Hochburg gemausert, die ihresgleichen sucht. Neben Benjamin Parth, Österreichs „Koch des Jahres“, kochen hier gleich mehrere Restaurants auf Sterne-Niveau und zählen zu den des Alpenlandes. In Alta Badia in Südtirol lernen wir den mit drei Michelin-Sternen ausgezeichneten Spitzenkoch Norbert Niederkofler kennen, der ganz nebenbei auch ein leidenschaftlicher und obendrein ausgezeichneter Skifahrer ist. Er verrät, was seine Küche so einzigartig macht und was die Region in den Dolomiten sonst noch kulinarisch zu bieten hat. Für Kitzbühel und damit den ersten Teil unserer kleinen Reihe, das von München aus mittels Auto sowie einer Direktverbindung im Zug bestens erreichbar ist, habe ich mir zunächst jedoch einen ganz besonders sportlichen Skipartner ausgesucht: Marc Girardelli. Der fünfmalige Ski Alpin-Gesamtweltcupsieger und vierfache Weltmeister verbringt nach wie vor viel Zeit auf Skiern, bietet als Unternehmer aber auch Skievents im Luxussegment an. Klar, dass bei seinen regelmäßigen Besuchen in Kitzbühel die Kulinarik nicht zu kurz kommen darf.
Auch heute noch sportlich unterwegs: Marc Giradelli (©Privat)
Marc Girardelli zu seiner aktiven Zeit im Ski-Weltcup Marc Giradelli (©Privat)
Mit Marc Girardelli in den Kitzbüheler Bergen
Einen Tag in Kitzbühel mit Marc Girardelli zu verbringen, bedeutet deshalb auch, Sport und Genuss miteinander zu verbinden. Vom Luxus-Hotel geht es direkt auf die besten Pisten und im weiteren Verlauf zu einem guten Mittagessen in der ältesten Skihütte Kitzbühels bis hin zum gehobenen Menü am Abend – der 55-Jährige Girardelli kennt sich bestens aus. Das beruht natürlich auf Gegenseitigkeit, blickt der gebürtige Österreicher, der zu seiner aktiven Zeit für Luxemburg startete und heute in der Schweiz lebt, doch auf eine beeindruckende sportliche Bilanz zurück. Neben seinen vier Weltmeistertiteln und den Erfolgen im Gesamtweltcup holte er zwei Olympische Silbermedaillen und gewann insgesamt 46 Weltcuprennen in seiner 17-jährigen Profi-Karriere.Kitzbühel vereint Skifahren und gutes Essen
Schon früh sind wir an diesem Morgen an der Hahnenkammbahn verabredet, um möglichst viele der knapp 180 Pistenkilometer hier im Skigebiet kennenzulernen und so sitzen wir nach kurzer Begrüßung rasch in einer der roten Gondeln, die sich hier an dicken Stahlseilen den Berg hinaufwinden. Sie tragen jeweils den Namen eines Siegers des berühmten „Hahnkammrennens“, welches jedes Jahr im Januar ausgetragen wird und immer wieder sportliche Legenden hervorbringt. Auch Marc Girardelli hat seine Gondel hier, gewann er doch insgesamt sieben Kitzbühel-Rennen inklusive der berühmten Abfahrt auf der halsbrecherischen Rennstrecke „Streif“, die den Ort alljährlich in einen Pilgerort für zigtausende Skifans und zahlreiche Prominente wie Arnold Schwarzenegger verwandelt. Klar, dass auch Marc Girardelli gerne und stets gut gelaunt an den Ort seiner früheren Triumphe zurückkehrt. Doch nicht nur deshalb ist der Ex-Rennläufer oft hier, wie er schon auf der Bergfahrt erklärt: „Ich kenne viele Kitzbüheler Gastwirte und habe viele Freunde hier. Die Grundstimmung ist immer positiv und das schlägt sich auch beim Gast nieder.“
Die legendäre Streif (hier ein Blick aus dem Starthaus) lockt jedes jahr zahlreiche Prominente...
...wie Arnold Schwarzenegger nach Kitzbühel (©Derk Hoberg)
Das Kitzbüheler Skigebiet gilt zudem als schneesicher und sehr abwechslungsreich. Jahr für Jahr wird in die Infrastruktur investiert und das Skigebiet Schritt für Schritt erweitert. Längst sind die beiden Regionen Kitzbühel und Jochberg miteinander verbunden und sorgen für noch mehr Pistenspaß bei Kitzbühel-Touristen: „Gerade dort hinten raus Richtung Pass Thurn am Jochberg verliert sich die große Masse an Skifahrern in der Weite des Gebiets. Dort kann man ungestört seine Schwünge in den frischen Schnee ziehen.“, sagt Girardelli voller Vorfreude auf unseren Abstecher dorthin. Aber auch auf die vielen tollen Skihütten mit qualitativ hochwertigen und traditionellen Alpenküche freut er sich schon zu dieser frühen Stunde. Zu den Hütten aber später mehr, schließlich beginnt unser Tag auf den Pisten gerade erst und so kommt uns eine Pause zunächst einmal nicht in den Sinn. Oben angekommen lassen wir die „Streif“ und ihren Startbereich hier am Hahnenkamm zunächst links liegen und planen, über den Pengelstein hinüber nach Jochberg zu fahren. „Da findet wirklich jedes Skifahrerherz, was es begehrt. Seien es unpräparierte Pulverschneehänge für Freerider oder breite Pisten für die ganze Familie.“, sagt Girardelli. Auch in Jochberg, nur knapp 10 Kilometer von Kitzbühel entfernt, findet man angenehme und komfortable Unterkünfte wie die abwechslungsreichen Apartments von Tirol Apart. Die verschiedenen Apartmenttypen reichen von urig-historischem Ambiente bis hin zu modernen Chalets, die sich noch dazu alle in Pisten- und unmittelbarer Liftnähe befinden.
Mittagessen bei Rennfahrer Marzola
Einige schöne Abfahrten lang bleiben wir im Jochberg-Gebiet, bevor es wieder zurück auf die Kitzbüheler Seite geht. Dort hat Marc Girardelli mir ein kulinarisch äußerst lohnenswertes Ziel in Aussicht gestellt und möchte gleichzeitig einen alten Bekannten treffen: „Wenn ich in Kitzbühel bin, gehe ich gerne zu meinem ehemaligen Rennfahrerkollegen Ivan Marzola. Er betreibt die „Sonnbühel-Hütte“, die alleine schon aufgrund ihres Alters etwas Besonderes ist. Ivan bietet dort eine wunderbare Küche und tolle Weine an und hat italienisches Flair hierher gebracht. Aber vorsicht, ohne Reservierung bekommt man dort keinen Platz.“ Neben dieser 1924 eröffneten und damit ältesten Skihütte Kitzbühels gilt eine weitere Empfehlung Girardellis dem „Rasmushof“ und dessen Restaurant. Das Golf- und Skihotel liegt neben dem Zielhang der „Streif“ und bietet damit exklusives Ski-In Ski-Out für seine Gäste. Neben dem berühmten „Stanglwirt“ im benachbarten Going gehört es zu den bevorzugten Kitzbüheler Adressen des Spitzenathleten, der beim Mittagessen auch für den Ortskern Kitzbühels noch einige Tipps auf Lager hat: „Vom „Kitzhof“ über das „Sporthotel Reisch“ bis hin zur „Tenne“ und dem „Hotel Tiefenbrunner“ – es gibt genügend stilvolle Unterkünfte hier, die einen hervorragenden Service und tolle regionale Küche bieten.“
Die Sonnbühel Hütte von Ivan Marzola
Das Hotel Rasmushof (oben) und eines seiner Gerichte (unten)
Wenn man sich mit dem Wein während der Mittagspause in der „Sonnenbühel-Hütte“ etwas zurückhält, ist man anschließend noch fit genug, um nochmals auf die Piste zurückzukehren. Und das lohnt sich in Kitzbühel, denn auch nachmittags sind die Pisten noch gut genug präpariert, um noch ein Weilchen der Sonne entgegen zu fahren. „Überhaupt“, sagt Marc Girardelli, zeigt ins Tal und fährt fort: „sind die Talabfahrten in Kitzbühel auch bei wenig Schnee fast immer möglich. Moderne Kunstschnee-Anlagen sorgen dafür und die vielen Grashänge benötigen keine allzu dicke Schneeauflage.“ Bevor wir dort unten im Tal aber später in eine der üblichen Aprés Ski Bars einkehren werden, hätte ich gerne auch noch die mythische Abfahrtsstrecke „Streif“ mit Marc gemeistert. Davon allerdings rät er heute ab, da das Rennen ja gerade erst vorüber ist: „Die Rennstrecke ist danach noch einige Wochen lang viel zu eisig, um als normaler Skifahrer und ohne Rennski dort hinunterzukommen. Mit unseren taillierten Carving-Ski ist es heute schlichtweg unmöglich. Dann lass uns später lieber noch ins „s´Pfandl“ nach Reith, einer Nachbargemeinde Kitzbühels, gehen. Dort beschließen wir unseren schönen Skitag würdig bei einem guten Essen von meinem guten Freund Thomas Hagleitner.“ Ein überzeugendes Argument.
In Teil zwei dieser dreiteiligen Reihe besuchen wir in der kommenden Woche das im Paznaun gelegene Ischgl
Autor Derk Hoberg (li.) war mit Marc Girardelli in Kitzbühel unterwegs