Medienmannschaft
Kretzschmar beim Löwen-Talk: „Typen kann man nicht kreieren“
- Ulrich Monz
Erfolgreicher Start des neuen Talk-Formats der Rhein-Neckar Löwen. Einer der Themenschwerpunkte: „Der Handball braucht Typen – aber was steckt eigentlich hinter dieser Forderung?“
Die Idee mutet einfach an: Man nehme kompetente Gesprächspartner, rücke interessante Themen in den Mittelpunkt, unterhalte, informiere und lasse die Zuhörer teilhaben. Eine volle Ladung Hintergrundwissen, Fachkenntnis, Anregungen und Zukunftsstrategien – aber auch kritische Gedanken: Für den Bereich der Handball-Bundesliga ist ein solches Format eine Neuheit. Die Rhein-Neckar Löwen haben nun mit dem „Löwen-Talk“ eine solche Plattform aus der Taufe gehoben. Von einem solchen moderierten Diskurs, der beim zweimaligen Deutschen Meister in Serie gehen soll, verspricht sich Geschäftsführerin Jennifer Kettemann neue Impulse. Einen Blick über den Tellerrand – für alle Beteiligten.
Dass die Premiere gleich ein Volltreffer wurde, lag nicht zuletzt an der hochkarätigen Besetzung auf dem Podium. Ein Quartett aus Experten nahm sich vor ausgewählten Publikum unterhaltsam, teilweise kontrovers und leidenschaftlich, aber stets sachbezogen ein halbes Dutzend Themen rund um den Handball vor. Neben Jennifer Kettemann auf der Bühne: Ex-Nationalspieler und Handball-Ikone Stefan Kretzschmar sowie Karsten Petry, Managing Director von Octagon Deutschland, der global führenden Beratungs- und Kreativ-Agentur im Sportsponsoring und Entertainment. Durch die Themenvielfalt führte Handball-Insider Frank Schneller (Medienmannschaft), u.a. Biograf von Heiner Brand.
In der stets aktuellen Diskussion um „Typen“ mit medialer Durchdringung gab Karsten Petry zu bedenken, dass diese ohne sportliche Ausnahmeleistungen, Authentizität und Ausstrahlung nicht „kreiert“ werden könnten – auch nicht mit PR- oder Werbe-Strategien am Flipchart. Glaubwürdigkeit sei eine weitere, elementare Zutat für eine gewisse Strahlkraft. „Es muss schon passen“, erkläre Petry. So sehe er beispielsweise Philipp Lahm als deutschen Fußball-Helden, nicht aber als Unternehmensexperten oder Ernährungsberater für Bio-Kost, als den man ihn aktuell zu positionieren versuche. Stefan Kretzschmar bringe dagegen jene entscheidenden Eigenschaften mit, die ihn genauso zu einer Ausnahme-Persönlichkeit, zu einem „Typen“ machten wie Basketball-Superstar Dirk Nowitzki – selbst wenn sich die beiden abseits ihrer Erfolge in vielerlei Hinsicht unterscheiden würden: Authentizität, Glaubwürdigkeit, Geradlinigkeit und eine hohe Identifikation mit ihrem Sport.
Kretzschmar selbst sprach davon, dass Persönlichkeiten eben starkes „Charisma“ haben müssten. Das mache den Unterschied aus. „Die großen Superstars haben Charisma“. Und Individualität. „Zverev wird kein Becker und Vettel kein Schumacher“, zieht „Kretzsche“ – selbst etliche Jahre nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn neben Heiner Brand noch immer das mediale Gesicht des deutschen Handballs schlechthin – den Vergleich. Ausstrahlung sei schwer trainierbar. Keine Marketingagentur könne da nachhelfen, meint auch er.
Wichtig sei es zudem, mündige Aktive zu haben, die auch mutig genug sind, eine eigene Meinung vertreten. Nicht, um künstliche Reibung zu erzeugen und Effekthascherei zu betreiben, wie Kretzschmar und Petry unisono betonten, sondern aus Verantwortungsbewusstsein und aus einer Haltung zu relevanten und wichtigen Themen heraus. „Das ist aufgrund ihrer Abhängigkeiten, beispielweise gegenüber dem Arbeitgeber oder dem Sponsor, oftmals nicht mehr möglich“, gab Kretzschmar indes zu bedenken. Denn sonst seien Konflikte und Reglementierungen vorprogrammiert.
Dass es zwangsläufig zu Konflikten zwischen sendungsbewussten, auffälligen Akteuren und den Profi-Vereinen als Arbeitgeber kommen müsse, sieht Jennifer Kettemann („wir vertrauen unseren Spielern“) derweil nicht. Im Gegenteil: Auf Seiten der Löwen sei man stets auf der Suche nach außergewöhnlichen, authentischen Athleten für das Team. Unter ihrer Regie ist es den Mannheimern jüngst gelungen, einen der wenigen deutschen Stars der Handballszene nach Mannheim zurückzuholen: Uwe Gensheimer (wechselt nach drei Spielzeiten aus Paris wieder in die Heimat) gilt als Identifikationsfigur für die ganze Region. Er, so die Gastgeberin der Talkrunde, verkörpere das erwünschte Gesamtpaket.
Dass die Premiere gleich ein Volltreffer wurde, lag nicht zuletzt an der hochkarätigen Besetzung auf dem Podium. Ein Quartett aus Experten nahm sich vor ausgewählten Publikum unterhaltsam, teilweise kontrovers und leidenschaftlich, aber stets sachbezogen ein halbes Dutzend Themen rund um den Handball vor. Neben Jennifer Kettemann auf der Bühne: Ex-Nationalspieler und Handball-Ikone Stefan Kretzschmar sowie Karsten Petry, Managing Director von Octagon Deutschland, der global führenden Beratungs- und Kreativ-Agentur im Sportsponsoring und Entertainment. Durch die Themenvielfalt führte Handball-Insider Frank Schneller (Medienmannschaft), u.a. Biograf von Heiner Brand.
v.l.n.r.: Karsten Petry (Octagon), Frank Schneller, Jennifer Kettemann, Stefan Kretzschmar
In der stets aktuellen Diskussion um „Typen“ mit medialer Durchdringung gab Karsten Petry zu bedenken, dass diese ohne sportliche Ausnahmeleistungen, Authentizität und Ausstrahlung nicht „kreiert“ werden könnten – auch nicht mit PR- oder Werbe-Strategien am Flipchart. Glaubwürdigkeit sei eine weitere, elementare Zutat für eine gewisse Strahlkraft. „Es muss schon passen“, erkläre Petry. So sehe er beispielsweise Philipp Lahm als deutschen Fußball-Helden, nicht aber als Unternehmensexperten oder Ernährungsberater für Bio-Kost, als den man ihn aktuell zu positionieren versuche. Stefan Kretzschmar bringe dagegen jene entscheidenden Eigenschaften mit, die ihn genauso zu einer Ausnahme-Persönlichkeit, zu einem „Typen“ machten wie Basketball-Superstar Dirk Nowitzki – selbst wenn sich die beiden abseits ihrer Erfolge in vielerlei Hinsicht unterscheiden würden: Authentizität, Glaubwürdigkeit, Geradlinigkeit und eine hohe Identifikation mit ihrem Sport.
Kretzschmar selbst sprach davon, dass Persönlichkeiten eben starkes „Charisma“ haben müssten. Das mache den Unterschied aus. „Die großen Superstars haben Charisma“. Und Individualität. „Zverev wird kein Becker und Vettel kein Schumacher“, zieht „Kretzsche“ – selbst etliche Jahre nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn neben Heiner Brand noch immer das mediale Gesicht des deutschen Handballs schlechthin – den Vergleich. Ausstrahlung sei schwer trainierbar. Keine Marketingagentur könne da nachhelfen, meint auch er.
Wichtig sei es zudem, mündige Aktive zu haben, die auch mutig genug sind, eine eigene Meinung vertreten. Nicht, um künstliche Reibung zu erzeugen und Effekthascherei zu betreiben, wie Kretzschmar und Petry unisono betonten, sondern aus Verantwortungsbewusstsein und aus einer Haltung zu relevanten und wichtigen Themen heraus. „Das ist aufgrund ihrer Abhängigkeiten, beispielweise gegenüber dem Arbeitgeber oder dem Sponsor, oftmals nicht mehr möglich“, gab Kretzschmar indes zu bedenken. Denn sonst seien Konflikte und Reglementierungen vorprogrammiert.
Dass es zwangsläufig zu Konflikten zwischen sendungsbewussten, auffälligen Akteuren und den Profi-Vereinen als Arbeitgeber kommen müsse, sieht Jennifer Kettemann („wir vertrauen unseren Spielern“) derweil nicht. Im Gegenteil: Auf Seiten der Löwen sei man stets auf der Suche nach außergewöhnlichen, authentischen Athleten für das Team. Unter ihrer Regie ist es den Mannheimern jüngst gelungen, einen der wenigen deutschen Stars der Handballszene nach Mannheim zurückzuholen: Uwe Gensheimer (wechselt nach drei Spielzeiten aus Paris wieder in die Heimat) gilt als Identifikationsfigur für die ganze Region. Er, so die Gastgeberin der Talkrunde, verkörpere das erwünschte Gesamtpaket.
Die Mannheimer Gesprächsrunde seht Ihr hier in voller Länge: